Allgemein
Im Kino: Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt
Puristen-Parsifal: Thielemann rockt
Im Grunde dürfte der Abend der Parsifal-Aufführung im Festspielhaus Bayreuth ganz nach dem Geschmack von Thielemann gewesen sein: Die Sänger, da wo sie hingehören, in der Mitte der Bühne, wo sie sich voll und ganz, neben der Partie, auf ihn und seine Spontaneität der Musik konzentrieren können. Alle sind schwarz gekleidet, die Bühne schwarz. Keine Regie, keine Parallel-Geschichte, die erzählt wird und über die sich nach der Vorführung trefflich diskutieren lässt.
Walküre: Debüt mit Buhs
Das hatte sich nun nach zwei Pausen nicht abgezeichnet: Jedes Mal, wenn der Vorhang bei „Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen fiel, wurde fröhlich applaudiert. Nicht ganz so euphorisch wie an den Vortagen, aber den Zuschauern gefiel offenbar, was sie hörten, und was sie sahen: Im optischen Mittelpunkt stand im wahrsten Sinne des Wortes fließende Kunst, vom Inspizientenpult aus geleitet von dem berühmten österreichischen Aktionskünstler Hermann Nitsch. Seine zehn Mitarbeiter leisteten mit Schwerstarbeit, um die Emotionen von Walküre farblich auf Riesenleinwänden abzubilden. Am Ende wurde gebuht. Für Nitsch und für den musikalischen Leiter Pietari Inkinen.
„Immer noch Loge“ – extrem lebendige Puppen
Natürlich ist es kein „Rheingold“ in dem Sinne. Es ist ja auch Vormittag in einer außergewöhnlichen Festspielzeit und kein „Vorabend“ zum „Ring des Nibelungen. Aber der „Auftakt“ des Ring 20.21 im Rahmen von Diskurs Bayreuth lässt sich durchaus als spektakulär bezeichnen. Der See im Festspielpark Bayreuth ist Schauplatz des Auftragswerks „Immer noch Loge“. Die Musik stammt von Gordon Kampe, das Libretto von Paulus Hochgatterer, die das Stück „auf einem grünen Hügel“ verorten. Und dafür gehen sogar Sänger in Abendrobe baden, während Nikolaus Habjan Erda Leben einhaucht.
Tannhäuser inklusive Teststation
Wenn diese Pandemie irgendetwas Gutes in die Gesellschaft gebracht hat, dann ist es Dankbarkeit. Das ist bei den Bayreuther Festspielen seit drei Tagen nicht nur spür- sondern vor allem hörbar. Getrampel, Jubel – ausgedrückte Freude über wieder live erlebte Kultur, nach jedem Akt! So auch bei Tannhäuser. Der Jubel ist berechtigt. Und das Regieteam um Tobias Kratzer hat die Corona-Beschränkungen mit eingebaut.
Der Holländer und der Sieg der Frauen
Was für ein Jubel im Festspielhaus von Bayreuth. Warum genau ist unklar. In jedem Fall ist an diesem Premierenabend der Bayreuther Festspiele am 25. Juli 2021 diese sensationelle Freude spürbar, endlich wieder in diesem Haus sein zu dürfen, endlich wieder zu erleben, wie sich der Vorhang hebt, das Festspielorchester anhebt. Hätten die Musiker nur „Hänschen klein…“ angestimmt, das Herz wäre einem übergegangen vor Freude.
„Tristan und Isolde“ – Wagner für Kinder
Auch beim Projekt „Wagner für Kinder“ lässt man den von Wagner geschriebenen Dingen ihren Lauf. Das heißt: Es kann mal geulkt werden, aber „Tristan und Isolde“ wird einfach nicht lustig. Das gibt die Musik nicht her. Immerhin: Onkel Marke ist versöhnt, auch Melot und Kurwanal sind gemeinsam am Ende bestürzt. Tristan und Isolde heiraten sogar am Ende – aber halt im Schattenreich.
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