Never change a winning team – in diesem Fall könnte es heißen, a winning list. Das fällt einem spontan zur „Spielfolge“ 2024 ein, die die Bayreuther Festspiele am Tag nach der letzten Vorstellung 2023, also am 29. August, veröffentlicht haben. Auffallend: Der Ring steht nur noch zweimal auf dem Programm, es dirigiert, wie bereits von Festspielleiterin Katharina Wagner zu Beginn der Saison 23 angekündigt, Philippe Jordan; dafür gibt es viel Tannhäuser und Parsifal, auch den fliegenden Holländer – die Verkaufshits dieser gerade abgelaufenen Saison, in fast unveränderter Besetzung. Das heißt: Auch Michael Volle als Holländer ist wieder mit von der Partie. Er hat in diesem Jahr der Produktion noch einmal neuen Schwung verliehen (hier geht es zum Bericht darüber).
Mit Ausnahme von Elina Garanca, die ein furioses Debüt in Bayreuth als Kundy gefeiert hat und 2024 aus, wie zu hören war, terminlichen Gründen nicht wieder zur Verfügung stehen kann, sind alle, die in diesem Jahr Erfolge gefeiert haben, auch 2024 wieder mit an Bord, vor allem auch die im Graben: Pablo Heras-Casado, eine der Dirigenten-Entdeckungen 2023, leitet wieder „Parsifal“, Oksana Lyniv „Der fliegende Holländer“ und Nathalie Stutzmann „Tannhäuser“.
In Parsifal (hier die Besprechung der Aufführung) bliebt Georg Zeppenfeld als „Gurnemanz“ erhalten, Ekatarina Gubanova als Kundry diesmal in allen sechs Aufführungen; dazu übernimmt sie die Partie der Brangäne in der Neuinszenierung „Tristan und Isolde“, mit der am 25. Juli 2024 die Bayreuther Festspiele eröffnet werden. Aber davon später.
Tannhäuser nur mit neuer Venus
Das bedeutet aber, dass es in „Tannhäuser“ eine neue Venus geben wird. Der Name der Nachfolgerin ist am 29. August 2023 noch nicht zu lesen. Dafür steht fest: Klaus Florian Vogt übernimmt wieder die Titelpartie, Elisabeth Teige kehrt auch als Elisabeth zurück, Markus Eiche ist erneut als Wolfram von Eschenbach zu erleben und auch Günther Groissböck gehört als Landgraf Hermann wieder zur Besetzung dieser erfolgreichen Inszenierung von Tobias Kratzer, der sich zusammen mit Manuel Braun (Video) und Rainer Sellmaier (Bühne/Kostüm) sicher wieder neue Film-Themen einfallen lassen wird. Dirigentin Nathalie Stutzmann hat sich am letzten Spieltag noch mit einem netten Video aus Bayreuth verabschiedet – bis nächstes Jahr.
Vogt debütiert als Siegfried
Auch der Ring des Nibelungen, dessen Regie von Valentin Schwarz bei vielen im Publikum nicht die große Liebe auslöste, aber nicht bei allen Kritikern durchfiel, erfährt nach dem Dirigentenwechsel an Philippe Jordan nur einige Veränderungen. Bedingt durch den Bühnenabschied von Marathon-Tenor Stephen Gould, ist mit Klaus Florian Vogt ein Nachfolger gefunden, der sich ebenfalls nichts schenkt: Er wird neben Tannhäuser jetzt auch noch Siegfried in beiden Stücken, also Siegfried und Götterdämmerung – und feiert somit 2024 in dieser Partie ein weiteres Bayreuth-Debüt. Als Siegmund gibt es einen Bayreuth-Neuling: Michael Spyres. Die weiteren großen Partien bleiben unverändert: Catherine Foster singt 2024 alle drei Brünnhilde-Partien, also auch in Siegfried; Tomasz Konieczny übernimmt wieder als Wotan bzw. Wanderer, Olafur Sigurdarson als Alberich und Okka von der Damerau als Erda. Hier zur Betrachtung 2023 von Rheingold und den anderen Ring-Stücken
Neuproduktion mit Schager und Nylund
Und dann gibt es natürlich die Neuproduktion „Tristan und Isolde“ mit Semyon Bychkov als Dirigent. Man darf gespannt sein, was sich Thorleifur Örn Arnarsson (Regie) und Vytautas Narbutas (Bühne) zu dieser Handlung einfallen lassen. Das Sängerpotenzial ist jedenfalls vielversprechend: Andreas Schager als Tristan, Camilla Nylund als Isolde – für beide ist es ein Bayreuth-Rollen-Debüt; Günther Groissböck ist als Marke zu erleben, Kurenal wird von Olafur Sigurdarson gesungen, Birger Radde als Melot ist ebenfalls erstmals auf der Besetzungsliste der Bayreuther Festspiele zu lesen. Wie bereits erwähnt: Ekaterina Gubanova übernimmt als Brangäne.
Online-Verkauf am 3. Dezember
Und dann war am Tag nach den Festspielen auch Zeit, Bilanz zu ziehen: 31 Aufführungen standen bei den 111. Bayreuther Festspielen auf dem Programm. Erfreulich war, dass nach Beginn der Festspiele keine Umbesetzungen wegen Krankheit mehr erforderlich waren. Auch das hat es gerade in den letzten Jahren nicht mehr gegeben und war angesichts des launischen Sommers fast ein Wunder.
Mit mehr als 58 000 Besucherinnen und Besuchern war eine Gesamtauslastung von 97 Prozent erreicht, wie in der am 29. August veröffentlichten Pressemitteilung zu erfahren ist. Aufgeschlüsselt bedeutet das: Alle Einzelwerke (19 Vorstellungen) ausverkauft, der „Ring“ zu 92 Prozent ausgelastet. Keine 100 Prozent. Das soll sich nicht wiederholen, weshalb der Ring zunächst als Gesamt-Zyklus verkauft wird (bis 2. Dezember), und anschließend kommen alle vier Stücke als einzelne Werke in den Verkauf. So erwartet der kaufmännische Geschäftsführer Ulrich Jagels für 2024 wieder die Ausverkauft-Meldung für alle Stücke.
Besonders gefragt waren in diesem Jahr die AR-Brillen, durch die eine erweiterte Bühnenrealität in Parsifal zu erleben war. 330 Stück gibt es. Und Jagels hatte während der Saison 2023 kaum Hoffnungen gemacht, dass das Kontingent vergrößert wird. Zu teuer.
Zum restlosen Ausverkauf der Tickets soll auch beitragen, dass für 2024 der Vorverkauf bereits früh beginnt. Die schriftlichen Bestellungen können schon im September 2023 eingereicht werden; der Online-Verkauf beginnt mit dem Weihnachtsgeschäft, am 3. Dezember 2023. In diesem Jahr wurde das virtuelle Kartenbüro erst im Mai geöffnet, mit ein Grund, warum sich der Kartenverkauf vor allem beim Ring zäh gestaltete.
Und: Das charmante Angebot „Wagner for Starters“, bei dem junge Leute günstig an Tickets kommen konnten, soll es laut Pressemitteilung vom 29. August auch im nächsten Jahr wieder geben.
Ticket-Infos
Bestellunterlagen für die Festspielsaison 2024 werden Anfang September versandt und online bereitgestellt, teilen die Festspiele mit. Außerdem heißt es: Die Bearbeitung und Zuteilung von Kartenbestellungen erfolgt diesjährig nach dem „first-come-first-serve-Prinzip“ und unter Berücksichtigung von Wartejahren und noch verbliebenen Guthaben.
Nach den Festspielen ist vor den Festspielen. Ist die Fahne eingeholt und das Licht im Saal gelöscht, kommen die Bauarbeiter wieder. Im nächsten Jahr soll dann im Treppenturm auf der rechten Seite ein Fahrstuhl zur Verfügung stehen und das Festspielhaus damit ein stück barrierefreier sein.
Wie die Festspielsaison 2024 aussieht: Hier geht es zum Spielplan https://www.bayreuther-festspiele.de/programm/auffuehrungen/