Pressekonferenz Bayreuther Festspiele

Die Bayreuther Festspiele 2021 – die ersten Überraschungen

Die Bayreuther Festspiele sind 2021 zurück, nicht wie gewohnt. Aber Hauptsache Festspiele. Dass noch nichts ist, wie es war, zeigt die Pressekonferenz am Vortag der Eröffnungspremiere. Sie findet als Videokonferenz statt – Pressesprecher Hubertus Herrmann (im Beitragsbild oben), Festspielintendantin Katharina Wagner und Geschäftsführer Ulrich Jagels (unten) schauen auf die Festspielzeit 2021. Die erste und sicherlich größte Überraschung des Tages: Günther Groissböck hat an diesem Tag (24. Juli) seine große Partie des Wotan und Wanderer für dieses und auch nächstes Jahr zurückgegeben. Das ist insofern sehr erstaunlich, weil Groissböck ja seit Jahren auf diese Partie hinarbeitet, Wotan-Auszüge auch schon auf der Bühne des Festspielhauses vor zwei Jahren gesungen hat. Jetzt die Notbremse – einen Tag nach der Generalprobe. Eine knappe Woche bleibt nun Zeit, Ersatz zu finden.

Als später die Ring-Protagonisten Valentin Schwarz (Regie) und Pietari Inkinen (musikalische Leitung) zugeschaltet werden, geben sie sich trotz der überraschenden Personalie im Team gut gelaunt und zuversichtlich für 2022, wenn der Ring Premiere feiert. Es sei „an allen Ecken und Enden eine wahnsinnige Lust am Proben zu spüren“, sagt Valentin Schwarz. Pietari Inkinen spricht von der „großen Freude“, hier zu arbeiten, das habe „von der ersten Minute an“ wunderbar funktioniert. Ja, die Situation im Graben sei besonders. Sein Rat: Das müsse man schnell „kapieren und lernen“ – und vor allem den Assistenten vertrauen.  Dann klappt das auch. Katharina Wagner wiederum schwärmt von „vielversprechenden Bildern“, die sie bei den Proben gesehen hat und spricht von einer „wahnsinnig beeindruckenden Generalprobe“ von Walküre am Vorabend.

Parsifal-Regisseur: Jay Scheib

Noch eine Neuigkeit: Der Regisseur von Parsifal 2023 ist – Jay Scheib. Der Regisseur und Professor am Forschungsinstitut MIT in Massachusetts kann beides: Regie im klassischen Sinne und Digitalisierung obendrein.  Einen Vorgeschmack darauf gibt es schon in diesem Jahr, wo Jay Scheib das Publikum bei „Sei Siegfried“ in den virtuellen Drachenkampf schickt, also mit VR-Brille auf der Nase geht es in die Drachenhöhle.

Parsifal wird durch Augmented Reality um eine Dimension erweitert. Heißt: Es gibt die Bühne mit Bühnenbild, natürlich das berühmte Klang- und Hörerlebnis. Nur: Wer eine Brille auf hat, bekommt noch mehr zu sehen und rückt ins Bühnengeschehen ein. Das hat es tatsächlich so noch nicht gegeben. Und weil Jay Scheib sowohl Regisseur als auch Forscher ist, kann er beide Realitäten verbinden. Das wird spannend!

Erste Namen nannte Katharina Wagner: Georg Zeppenfeld als Gurnemanz; Joseph Calleja in der Titelpartie des Parsifal und Jekaterina Sementschuk als Kundry. Wer dirigiert, ist noch offen.

Die Premiere 2021

Ach ja, es gibt 2021 nicht nur endlich wieder Festspiele, es gibt auch eine Premiere. „Der Fliegende Holländer“ ist die Neuinszenierung 2021, und außer, dass mit Oksana Lyniv erstmals eine Frau die musikalische Leitung bei den Bayreuther Festspielen hat, wird erstaunlich wenig darüber gesprochen. Es hat wohl technische Probleme bei der Bühne von Dmitri Tcherniakov, er führt auch Regie, gegeben, man hofft, dass es „nicht wieder einen Brand gibt“, wie Katharina Wagner die Gerüchte bestätigt. Ansonsten zeigt sie sich begeistert über die „wunderbaren Leistungen“ von John Lundgren (Holländer) und Georg Zeppenfeld (Daland) und empfiehlt: „Lassen Sie sich überraschen.“  Dahinter lassen sich tatsächlich nur drei Punkte setzen…

Dabei ist die Festspielleiterin alles andere als wortkarg bei der virtuellen Pressekonferenz. Sie zeigt sich „extrem dankbar“ allen gegenüber, die sich an die strengen Hygienevorschriften halten in dem Bewusstsein: „Nur so können die Festspiele stattfinden“.  Sie erklärt auch, dass es disposizionell nicht machbar war, den Ring 2020 in diesem Jahr auf die Bühne zu bringen, dafür aber gibt es einen etwas anderen Ring: Ein Auftragswerk „Immer noch Loge“ mit Puppen von Nikolaus Habjan am See des Festspielparks, „ein bezauberndes Stück“, betont die Festspielleiterin. Dazu gibt es bei der Sonderreihe „Diskurs Bayreuth“ im Ring 20.21 bereits beschriebenen Drachenkampf mit VR-Brille von Jay Scheib und eine Skulptur im Festspielpark in Anlehnung an die Götterdämmerung der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota.

Solche „Ausflüge“ außerhalb des Festspielhauses will Katharina Wagner unter dem Titel „Diskurs“ auch nach Corona fortführen.

Walküre wiederum ist im Festspielhaus zu erleben. In diesem Jahr aber begleitet von einer Kunstaktion von Hermann Nitsch, der vom Inspizientenpult aus den Farbrausch steuert: „Ich erzeuge Farbklänge, die durch Wagner angeregt sind“, erklärt er seine Arbeit, die am Vorabend geradezu verzückte.

Ticket und Bändchen

Klar, in diesem Jahr ist vieles anders: Es gibt eine Registrierungspflicht der Besucher, die entsprechende Station ist im „Freiluftbad“ oberhalb des Festspielparks eingerichtet.  Dort gibt es Bändchen, die man zur Ergänzung zum Ticket braucht, um Einlass im Festspielhaus zu bekommen. Ulrich Jagels, neuer kaufmännischer Geschäftsführer, rät, frühzeitig vor Vorstellungsbeginn auf den Hügel zu pilgern; es gibt weit weniger Zuschauer, nämlich 911 insgesamt. Aber auch darüber sind die Beteiligten sehr froh.

Und auch im hermetisch abgeriegelten Festspielhaus, das nur betreten darf, wer dort arbeitet, und auch das erst nach einem Test, scheint das Leben wieder lebenswerter geworden zu sein. Man arbeite „auf Augenhöhe“ zusammen, betonen Katharina Wagner und Ulrich Jagels die Zusammenarbeit seit April, als Jagels sein Amt antrat. Er fühlt „sich hier sehr willkommen“. Sie freut sich: „Das läuft sehr gut.“

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Gerti Kunze
    24. Juli 2021 21:44

    Ein ganz herzliches Dankeschön an Katharina Wagner für ihren großen und unermüdlichen Einsatz in diesen besonderen Zeiten. Dass Günther Groissböck so kurzfristig aus der Walküre ausgestiegen ist, ist eine große plötzliche Herausforderung, die zu meistern viel Einsatz und Kraft kostet. Ich hoffe es wird dennoch eine Premiere gelingen,
    Ich freue mich sehr auf die Zeit in Bayreuth wenn die Stipendiaten da sind und dass ich in den Genuss von Tickets gekommen bin.
    Herzliche Grüße an Katharina Wagner und das ganze Team .
    Gerti Kunze
    Richard Wagner-verband Köln e.V.

    Antworten
  • Gerti Kunue
    24. Juli 2021 21:43

    Ein ganz herzliches Dankeschön an Katharina Wagner für ihren großen und unermüdlichen Einsatz in diesen besonderen Zeiten. Dass Günther Groissböck so kurzfristig aus der Walküre ausgestiegen ist, ist eine große plötzliche Herausforderung, die zu meistern viel Einsatz und Kraft kostet. Ich hoffe es wird dennoch eine Premiere gelingen,
    Ich freue mich sehr auf die Zeit in Bayreuth wenn die Stipendiaten da sind und dass ich in den Genuss von Tickets gekommen bin.
    Herzliche Grüße an Katharina Wagner und das ganze Team .
    Gerti Kunze
    Richard Wagner-verband Köln e.V.

    Antworten

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