Bei der Premiere von „Tristan und Isolde“ am 26. Juli bei den Bayreuther Festspielen zog Christian Thielemann mit Peter Schneider gleich; am 2. August war der Musikdirektor der Bayreuther Festspiele Zweiter im Dirigenten-Ranking der Bayreuther Festspiele. Am Sonntag (6. August) schließlich gab’s nach einem traumhaften Tristan Applaus hinter dem geschlossenen Vorhang vom Team für den Dirigenten: Christian Thielemann hat die 150. Vorstellung bei den Bayreuther Festspielen dirigiert. Mehr hat nur noch einer – Daniel Barenboim.
Überraschung hinter dem Vorhang
Festspielleiterin und Tristan-Regisseurin Katharina Wagner übernahm, nachdem der letzte, tieftraurige Takt aus dem Graben verklungen war und im Zuschauerraum Jubel ausbrach, überraschend selbst die Applausordnung, also gab den Vorgang für die Sänger und Statisten und natürlich den Star des Abends, Christian Thielemann, frei, der an diesem Abend richtig vom Publikum gefeiert wurde. Was im Publikum niemand wusste: Es war die 150. Vorstellung die der 58-Jährige im Graben erfolgreich geleitet hatte. Applaus also auch hinter dem Vorhang von allen Mitwirkenden.
2018: Tristan und Lohengrin
Nächstes Jahr gibt’s übrigens mehrere Gründe für den Stardirigenten, in Bayreuth zu feiern: Mit „Lohengrin“ – die Neuinszenierung im nächsten Jahr – vollendet Christian Thielemann 2018 den Bayreuther Kanon, hat dann also alle Werke von Richard Wagner, die im Festspielhaus gegeben werden, dirigiert. Und weil er auch schon Beethovens Neunte im Festspielhaus geleitet hat, wird er am Ende der „Lohengrin“-Premiere am 25. Juli 2018 den einzigen Kanon-Maestro Felix Mottl überflügelt haben. Denn Mottl (1856-1911) dirigierte „nur“ alle Wagner-Werke im Bayreuther Festspielhaus – aber keine 9. Sinfonie von Beethoven, im Gegensatz zu Christian Thielemann, der außerdem noch das Sonderkonzert zum 200. Geburtstag von Richard Wagner 2013 vorzuweisen hat.
Barenboim hat 160 Vorstellungen
Bis es Thielemann auch auf dem Papier zur Legende bringt, muss er sich indes bis Ende der Saison 2018 gedulden. Denn noch gibt es einen Dirigenten, der noch häufiger im legendären Graben des Bayreuther Festspielhauses stand: Daniel Barenboim debütierte 1981 in Bayreuth und dirigierte in den Jahren bis 1999 dort genau 160 Vorstellungen.
Christian Thielemann ist nun auf dem Weg dorthin. Wenn alles nach Plan verläuft, hat er 2018 alle Rekorde eingestellt: 2017 leitet er bis zum Ende der Spielzeit noch dreimal „Tristan und Isolde“ = 153. Dieses sein Herzstück behält er auch 2018, wo es sechsmal auf dem Spielplan steht. Dazu kommen fünfmal „Lohengrin“. Das sind dann 164 Aufführungen in Bayreuth. Dann ist Christian Thielemann auch hier an der Spitze angekommen.
Bayreuther Top-Ten:
- Daniel Barenboim, 1981 bis 1999 in Bayreuth, 160 Aufführungen
- Christian Thielemann, 2000, 153 Aufführungen (so er als Musikdirektor nicht noch als Vertretung einspringen muss)
- Peter Schneider, 1981 bis 2012, 148 Aufführungen
- Horst Stein, 1969 bis 1986, 138 Aufführungen
- James Levine, 1982 bis 1998, 116 Aufführungen
- Pierre Boulez, 1966 bis 2010, 96 Aufführungen
- Hans Knappertsbusch, 1951 bis 1964, 95 Aufführungen
- Giuseppe Sinopoli, 1985 bis 2000, 93 Aufführungen
- Adam Fischer, 2001 bis 2007, 61 Aufführungen
- Joseph Keilberth, 1952 bis 1956, 56 Aufführungen
(Quelle: Bayreuther Festspiele 2017)
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für die Auflistung.
Obwohl ich auch denke dass dieses „Ranking“ etwas verzehren könnte. Natürlich ist es schön zu wissen wer wie oft im Graben des Grünen Hügels am Pult stand. Aber die Überschrift „Thielemann auf dem Weg zur Spitze“ könnte etwas irreführend gedeutet werden. Schon klar. Das ist ne journalistisch pointierte Überschrift. So macht man das eben.
Dennoch steht die Qualität weiterhin über der Quantität. Das soll nicht heißen Thielemann wäre qualitativ hinter die anderen zu reihen. Nein. Ich selbst bin großer Thielemann-Fan. Aber das ist wie so vieles in der Musik meine subjektive Meinung.
Vielen Dank an meinen Vorposter für die Info (Ring/Wien/Fischer)
Lächerlich….Man kann nie vegleichen…. Die Zahl hat kein Sinn…. Sowas beleidigt alle großartige Dirigenten…
Für mich (1955 geboren) ist derzeit Adam Fischer der kompletteste Dirigent. Wagners Ring im April 2018 in Wien, aber auch Verdi-Otello, Fidelio, Rosenkavalier ausgezeichnet. Mich erinnert er schon lange an Carlos Kleiber, mit dem ich in München in den 1970er Jahre herausragende Abende erlebt habe. Ansonsten im deutschen Fach Thielemann, im ital.Fach Chailly. Meine Lieblinge sind Abbado, Keilberth und Szell.