Es herrscht schon Festspielstimmung in Bayreuth. +++ Update: Die Festspiel-Fahne weht bereits im Bayreuther Wind. Sie wurde bereits am 24. Juli gehisst. Am Tag vor der Premiere der Bayreuther Festspiele gibt es am Abend den Festakt zu Ehren von Wieland Wagner, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Es dirigiert Hartmut Haenchen, der in diesem Jahr auch wieder die musikalische Leitung von Parsifal hat.
Ansonsten reibt sich die Fachwelt erstaunt die Augen, weil es partout keinen Skandal geben will – nur das Wetter sorgt zurzeit für skandalös dunkle Wolken nicht über dem Festspielhaus, sondern der ganzen Stadt.
Für Gesprächsstoff sorgte im Vorfeld Premieren-Regisseur Barrie Kosky, der zahlreiche Interviews und dabei sogar – ist das ein Skandal? – Einblick auf die Bühne gab. Das sonst als Staatsgeheimnis gehütete Geheimnis war zumindest in Teilen schon einem breiten Fernsehpublikum zugänglich, als 3Sat bzw. ZDF von den Proben berichtete und der quirlige Meistersinger-Regisseur erzählte, dass Hans Sachs Richard Wagner sein wird. Man wartet gespannt auf die Premiere und vor allem das Urteil über das, wie Kosky die „Meistersinger“ sieht.
Begeisterung bei den Meistersingern
Mit seiner Begeisterung hat Kosky jedenfalls die Künstler angesteckt. In Interviews sind alle Beteiligten geradezu elektrisiert vom Esprit, die Kosky ins Festspielhaus bringt. Wie das aussieht, davon können sich am 25. Juli ja nicht nur die 2000 Festspielbesucher, darunter auch Königin Silvia von Schweden sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel, überzeugen, sondern auch Tausende draußen – in Kinos, am Fernseher, zumindest die, die Sky abonniert haben, oder am Computer, denn auch BR Klassik ist im Livestream aus Bayreuth dabei (eine Übersicht zu den Übertragungen gibt es hier).
Es war in den vergangenen Jahren aber auch wie verhext: Der Tatoo-Skandal bei der „Holländer“-Premiere 2012; eine in kürzester Zeit gewuppte Ring-Premiere 2013; eine verlustige Isolde kurz vor der Generalprobe 2015, ein geschasster Parsifal-Regisseur namens Meese, ein Ersatz namens Laufenberg und wieder ein eiliger Ersatz für einen geflüchteten Dirigenten. Das war schließlich 2016. Hinzu kam ein Sicherheitsaufwand, der seinesgleichen suchte und fast dafür gesorgt hätte, dass die treuesten Mitwirkenden der Bayreuther Festspiele keine Lust mehr darauf haben, ständig als potenzielle Terroristen kontrolliert zu werden.
Es lief einiges unrund in den letzten Jahren. Bis 2017. Die erste Produktion seit langem, bei der nicht zwischendurch improvisiert werden muss. (Bisher) keine Krankheiten, ein Ersatz, kein Dirigent fühlt sich auf den Schlips getreten, im Gegenteil, Philippe Jordan sagt im Interview, dass er sehr wertvolle Tipps für seine Arbeit bekommt (das ganze Interview ist zu lesen in „Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin, das zur Premiere erscheint).
Und die Sicherheitskontrollen sind in diesem Jahr ebenfalls so organisiert, dass sie nicht lästiger Hauptbestandteil der Festspiele sind.
Platz also für große Oper: Und davon gibt’s in diesem Jahr mehr als genug. Wer in der vergangenen Woche in den Genuss von Generalproben kam, bestätigt: Man muss schon sehr tief tauchen, um ein Haar in der Suppe zu finden; musikalisch sind die Bayreuther Festspiele dort, wo sie hingehören – auf höchstem Niveau.
Nur wenige Wechsel
Wechsel gab es in diesem Jahr ebenfalls nur wenige: René Pape zeigt sich als starker Marke-Nachfolger für Georg Zeppenfeld, der als Gurnemanz und Hunding genug zu singen hat; Andreas Schager begeisterte seine Fans schon im Vorjahr als Einspringer-Parsifal. In diesem Jahr hat er die Partie ganz von Klaus Florian Vogt übernommen, der ja wieder in den „Meistersingern“ als Stolzing glänzt.
Taschen maximal A4
Bleibt nur noch eine Warnung an alle Damen und Herren, die mit großem Gepäck kommen wollen. Das darf auf keinen Fall mit ins Festspielhaus, die Sicherheitsleute kennen kein Pardon. Alles, was das Format A4 überschreitet, bleibt draußen. Dazu steht wieder ein Taschencontainer im Park zur Verfügung. Es ist aber ratsam frühzeitig da zu sein. Die Taschenabgabe könnte sich sonst als Stressfaktor erweisen.
Apropos frühzeitig: Die Sperrung der Siegfried-Wagner-Allee wird beibehalten, was ja tatsächlich mehr Ruhe in einen Festspieltag bringt. Eine Lösung für behinderte Menschen wurde auch gefunden, sie dürfen näher zum Eingang fahren. Die Polizeisperren gibt es bereits seit der Generalproben-Woche.