Markus Spona, ausführender Produzent. © R. Ehm-Klier/festspieleblog.de

High-Tech für Tristan

Markus Spona, ausführender Produzent. © R. Ehm-Klier/festspieleblog.de

Nochmal Hochspannung, nochmal Premierenstimmung: Wenn am Freitag, 7. August, „Tristan und Isolde“ bei den Bayreuther Festspielen zum dritten Mal in diesem Jahr auf dem Spielplan steht, sind nicht nur knapp 2000 Menschen im Festspielhaus zugegen, sondern auch mindestens 15 000, die es sich in Kinosesseln gemütlich gemacht haben. Ab 15.45 Uhr beginnt für rund 150 Kinos in Deutschland, Österreich, Schweiz und Japan die Live-Übertragung aus Bayreuth.

Detailansicht im Kino

Produzentin dieses Kinoereignisses ist Katharina Wagner, nicht als Festspielleiterin und Regisseurin von „Tristan und Isolde“, sondern als Chefin der ausführenden Firma BF Medien.  Katharina Wagner inszeniert aber auch dieses großartige Werk ihres Urgroßvaters exakt 150 Jahre nach der Uraufführung, die damals in München stattfand. Für die Festspielleiterin ist die Kinoübertragung eine Herzensangelegenheit, will sie doch neues Publikum für die Bayreuther Festspiele erschließen. Auch wenn ein Kinosaal die Akustik und Atmosphäre des Bayreuther Festspielhauses nicht ersetzen kann: Die Zuschauer bekommen dafür bessere Einsichten auf die Bühne, die Sängerinnen und Sänger und viele schöne Details. Und dank aufwendiger Technik und Dolby Surround ist auch der Hörgenuss realistisch.

Europas modernster Ü-Wagen

Dass alles reibungslos klappt, dafür sorgt Markus Spona, seines Zeichens ausführender Produzent (Bild oben). Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Und das sind viele: „Von der Logistik über die Raumplanung bis zum Einsatz der Leute und dem Catering für die Mannschaft“, beschreibt er seinen weitreichenden Zuständigkeitsbereich, den er am Kinotag vom Übertragungswagen aus kontrolliert. Dass „Europas modernster Ü-Wagen“ am Festspielhaus platziert wird, dafür hat er bereits im Vorfeld gesorgt. Schon am Premierenabend saßen Regisseurin Katharina Wagner, Markus Spona und das Team im großzügigen High-Tech-Zentrum auf Rädern, um sich von der Qualität der Übertragung zu überzeugen. Auch hier wurde schon aufgezeichnet, es war quasi die Generalprobe für die Liveübertragung am 7. August. Geklappt hat alles sehr gut. Und das ohne Störung für die Zuschauer im Festspielhaus. Denn die Kameras sind fest montiert und werden von außen gesteuert.

Wetter muss mitspielen

Die Technik könnte nun einzig von der Natur übertrumpft werden. „Heftiger Regen, Hagel, Gewitter“, beschreibt Markus Spona die Horrorszenarien, gegen die man dann machtlos ist. Weniger in Bayreuth als in den Kinos, die das Empfangssignal aus Franken via Satellitenschüssel erhalten und so „Tristan und Isolde“ auf die Leinwand bekommen.

Was die Zuschauer zu sehen bekommen — Nahaufnahme der Sänger, Bühnendetails oder Übersicht über die komplette Bühne — darüber wacht Regisseur Michael Beyer. Er bestimmt, welches Sicht von welcher Kamera zu sehen ist. Die besten Standorte der Kameras hat der ausführende Produzent Markus Spona längst im Festspielhaus ausgemacht und mit Remote-Kameras ausgestattet: Am Bühnenprotal, in den Säulen, im Orchestergraben schaut die Kamera zu, selbst im kleinen Souffleusenkasten, wo Heike Maria Preuß dafür sorgt, dass die Sänger exakt im Takt bleiben, ist ein Filmauge montiert. Die High-Tech-Geräte werden im Übertragungswagen per Joy-Stick gesteuert, sodass die Vorstellung im Festspielhaus auch nicht gestört wird. „Und es werden für die Kameras keine Plätze geopfert“, betont Markus Spona.

Programm mit Katharina Wagner

Eine Pause gibt es nicht — zumindest nicht fürs Übertragungsteam. Live begibt sich Festspielleiterin Katharina Wagner zusammen mit Moderator Axel Brüggemann zu Beginn der beiden Pausen ins Festspielhaus, um hier Programm zu machen. Die Kinobesucher bekommen dann spannende Einblicke ins Leben hinter den Kulissen und erfahren von der Regisseurin mehr über ihre Arbeit und die Produktion. Jeweils eine halbe Stunde dauert dieses exklusive Pausenprogramm, dann bleibt noch eine halbe Stunde Pause für die Kinobesucher. „Auch das wird live übertragen“, betont Markus Spona.

Der Vorhang im Festspielhaus hebt sich um 16 Uhr. Das Programm im Kino beginnt bereits um 15.45 Uhr.

Wer kein Kino in der Nähe hat, um einen schönen Opernabend zu erleben: Es geht auch eine Nummer kleiner: Der Bayerische Rundfunk zeigt auf 3Sat „Tristan und Isolde“ aus Bayreuth am Samstag, 8. August, ab 20.15 Uhr. Auf das exklusive Pausenprogramm müssen die Fernsehzuschauer allerdings verzichten.

Nächstes Jahr Parsifal

Erst wenn die Kameras abgeschaltet und die Ü-Wagen wieder abgereist sind, heißt es nicht nur für Festspielleiterin Katharina Wagner, sondern auch ihren ausführenden Produzenten Markus Spona erst einmal aufatmen. „Es ist schon jedes Mal eine enorme Anspannung“, gibt Spona zu, der immerhin die Erfahrung von sechs Übertragungen von den Bayreuther Festspielen einbringt.

Lange Zeit zur Entspannung bleibt nicht: Es wird noch eine DVD bzw. Blue Ray produziert, die im Frühsommer 2016 beim Label „Deutsche Grammophon“ veröffentlicht wird.  „Und dann laufen schon während der Saison die Vorbereitungen für die Aufzeichnung 2016“, erzählt Markus Spona. Premiere feiert am 25. Juli 2016 „Parsifal“ in der Regie von Uwe Eric Laufenberg und Klaus Florian Vogt in der Titelpartie. Und auch dann werden wieder die Übertragungs-Wagen am Festspielhaus platziert sein — fürs nächste Kinoprogramm von den Bayreuther Festspielen.

Mehr: http://www.wagner-im-kino.de

Hier der Link zum Bericht von der Premiere und von der Generalprobe

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