Anja Kampe wird in diesem Sommer bei den Bayreuther Festspielen nicht nur die Mammutpartie der Isolde übernehmen, sondern behält obendrein ihre Rolle als Sieglinde im „Ring des Nibelungen“. Das bestätigt das Pressebüro der Bayreuther Festspiele auf unsere Nachfrage.
Neun Aufführungen in fünf Wochen
Ein durchaus sportliches Programm, das sich die Sängerin da vorgenommen hat: In den knapp fünf Festspielwochen (25. Juli bis 28. August) stehen sechsmal „Tristan & Isolde“ und dreimal „Walküre“ aus dem „Ring des Nibelungen“ auf dem Spielplan, am 22. und 23. August sogar hintereinander. In der restlichen Zeit zeigt sich der Terminkalender gnädig und lässt ein paar Tage Ruhepause zwischen den Auftritten. Mit Spannung wird der Tristan 2015 erwartet, mit dem die Bayreuther Festspiele eröffnet werden. Regie führt Katharina Wagner, Urenkelin des Komponisten Richard Wagner, am Pult des Festspielorchesters ist Christian Thielemann. Die Partie des „Tristan“ singt Steven Gould.
Die doppelte Kampe
Anja Kampe war erst im Herbst für die Partie der „Isolde“ in Bayreuth verpflichtet worden, nachdem Eva-Maria Westbroek die Rolle zurückgegeben hatte. Eigentlich war erwartet worden, dass nun eine neue Sieglinde kommt — doch Kampe macht’s doppelt. Die Sopranistin wird international gefeiert, auch das Bayreuther Publikum war verzückt von ihr als Sieglinde. Welchen Spaß ihr ihre Arbeit macht, das erzählte sie zur Festspielzeit 2014 in BR-Klassik. Hier der Link: http://www.br.de/radio/br-klassik/sendungen/leporello/interview-mit-anja-kampe-102.html
Unklar ist zurzeit, ob die Besetzungsliste der Bayreuther Festspiele in diesem Jahr weitere Überraschungen bereit hält. Die komplette Sängerriege sollte eigentlich schon Mitte Februar veröffentlicht werden. Auf der Homepage der Festspiele sind aber zunächst noch nur die Dirigenten und Regieteams zu finden.
Schon Ende der letzten Spielzeit stand fest, dass Annette Dasch nach der Babypause als Elsa in Lohengrin zurückkehren wird und an der Seite von Klaus Florian Vogt in die letzte Lohengrin-Saison geht. Das Stück in der Regie von Hans Neuenfels steht 2015 nach sechs Spielzeiten letztmals auf dem Programm.
Janowski dirigiert ab 2016 den Ring
Umwälzungen sind im „Ring des Nibelungen“ in der Regie von Frank Castorf zu erwarten – allerdings wohl erst im nächsten Jahr. Bekannt ist bereits, dass Kirill Petrenko zwar 2015 noch in Bayreuth dirigiert, aber dann wieder in München präsent sein muss, wo er als GMD der Bayerischen Staatsopernorchesters nicht noch einen Sommer mit Abwesenheit glänzen kann. Wie die Zeitung „Die Welt“ meldet, ist der Nachfolger bereits gefunden: Marek Janowski, der Chef des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters. „Das ist eine Sensation und wird die Kartennachfrage sicher noch einmal einheizen“, urteilt die „Welt“.
Ryan bleibt — was macht Koch?
In der Gerüchteküche war auch zu hören, dass Wolfgang Koch die Partie des Wotan nicht bis zum Bayreuther Ende übernehmen mag. Ob er dieses oder ebenfalls erst nächstes Jahr die kraftraubende Partie zurückgibt, ist offiziell noch unbestätigt. Koch, ein gebürtiger Bayer, wurde im Dezember 2014 mit dem Titel „Bayerischer Kammersänger“ in München ausgezeichnet.
Wie zu erfahren ist, bleibt Lance Ryan als Siegfried erhalten. Der Heldentenor kann nicht überzeugen, wurde auch schon ausgebuht vom Bayreuther Publikum. Mit einer Auswechslung wird somit seit längerem gerechnet, allerdings wird das wohl ebenfalls erst 2016 sein.