Sexismus und Frauenfeindlichkeit?

Die Bayreuther Festspiele machen es spannend. Ja, es gibt etwas zu sagen zur aktuellen Debatte, wird bei der Pressekonferenz am Samstag, zwei Tage vor der Premiere, betont. Aber erst zum Schluss. Denn diesmal steht die aktuelle Berichterstattung über einen rüden Umgangston und Sexismus bei den Festspielen im Mittelpunkt. Festspielleiterin Katharina Wagner betont schon eingangs vor der Presse, die online versammelt ist, sie sei „außerordentlich schockiert“ darüber.

Es geht um sexualisierte Behelligung, es geht um unangemessenen Ton. Bei Letzterem steht Stardirigent Christian Thielemann im Blickpunkt und dessen Frage, ob nicht eine Frau bei den Kontrabässen genug sei. Um hier Stellung zu beziehen, wurde Georg Graf von Waldenfels zugeschaltet. Er ist Präsident der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth und Vorsitzender des Verwaltungsrates. Er hat also bei allen Entscheidungen der Bayreuther Festspiele ein gewichtiges Wort mitzureden. Und er betont: „Das ist ein für alle Gesellschafter so wichtiges Thema, dass wir ohne Zeitverlust handeln müssen.“ Denn auch mit der Frage, wie viele Frauen in einer Orchestergruppe sind, sieht Waldenfels als  „die Grenzen des Erlaubten überschritten“. Um den Zusammenhang zu erklären, berichtet Waldenfels, dass sich der frühere Musikdirektor Thielemann mehrfach beklagt hatte, nicht das Orchester bei den Bayreuther Festspielen vorzufinden, das er sich vorgestellt hatte. Und so ergab eines das andere. Das Schreiben mit der provokanten Klage gibt es, bestätigt Waldenfels, wenngleich sich Thielemann ihm gegenüber gewundert habe, dass diese interne Mail jetzt an die Öffentlichkeit kommt.

Jedenfalls hat Waldenfels in den vergangenen Tagen, so erzählt er, diverse Gespräche mit Christian Thielemann geführt. Dazu mit dem Orchestervorstand, auch den betroffenen Damen im Orchester. Ergebnis: „Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Christian Thielemann in irgendeiner Form übergriffig geworden ist“, betont Waldenfels. Wenn, dann sei die provokante Frage in der Mail eine „Beleidigung – und das ist schlimm genug“, sagt er. Aber die Musikerinnen hätten ihm gegenüber erklärt, sie fühlten sich von Thielemann „gut behandelt“. Das habe auch der Orchestervorstand bestätigt.

Das Thema ist indes nicht abgehakt, zumal es wohl – und hier werden die Zusammenhänge unklarer – bei den Bayreuther Festspiele auch Sexismus und Übergriffen geben soll. Auch Festspielleiterin Katharina Wagner soll davon betroffen sein, wie sie sagt. Aber: „Ich kann mich wehren“, was in Abhängigkeitsverhältnissen bei der Arbeit schwieriger ist.

Der Verwaltungsrat wird sich des Themas in Kürze annehmen. Sollte es gegen wen auch immer Vorwürfe geben, diesen „gehen wir mit aller Unnachsichtigkeit nach“. Allerdings: Was sexuelle Belästigungen bei den Bayreuther Festspielen anbelangt, blieben Vorwürfe im Dunkel. Diese habe es gegeben, von wem, wann wie – das wurde nicht erläutert, „wir können nur Vorfällen nachgehen, die bekannt sind“, ruft  Festspielleiterin Katharina Wagner mögliche Betroffene zum „Mut“ auf, sich zu melden, gern auch anonym, gern auch in ihren privaten Briefkasten, so die Angst bestehen sollte, erkannt zu werden. Mitteilungen seien jedoch unerlässlich, „damit wir überhaupt handeln können“.

Auch Ulrich Jagels, kaufmännischer Direktor, zeigt sich betroffen davon, dass es Sexismus bei den Bayreuther Festspielen gibt und ruft Betroffene auf, sich helfen zu lassen.

Mehr über den Ausblick gibt es in Kürze.

 

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