Liederabend am 12. August 2019: Günther Groissböck und Alexandra Goloubitskaia, Klavier, Markgräfliches Opernhaus Bayreuth

Liederabend mit Günther Groissböck

Ein rundum begeistertes Publikum erlebte das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth beim Liederabend mit Günther Groissböck am 12. August 2019. In kongenialer Begleitung der Pianistin Alexandra Goloubitskaia servierte der gefeierte Bass ein Programm mit Brahms, Schumann und Tschaikowsky und Rachmaninoff auf der Karte. Als Dessert gab’s „Hausmannskost“, wie Groissböck selbst schmunzelnd die erste Zugabe ansagte: „Wotans Abschied“ aus der „Walküre“ von Richard Wagner. Ein Vorgeschmack auf die Bayreuther Festspiele 2020, wo Groissböck im neuen „Ring des Nibelungen“ die drei Wotan/Wanderer-Partien singt.

Russische Lieder voller Emotion

Es war – auch wenn es „nur“ die Zugabe war – ein gefühlter Höhepunkt des Abends. Freunde des Liedes mögen vielleicht auch von den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms, den zwölf Gesängen aus dem „Liederkreis“ von Robert Schumann ergriffen gewesen sein, die Groissböck und Goloubitskaia vor der Pause gaben und damit nach und nach eine intime Stimmung schufen, die die Größe des wertvollen Saales vergessen machten. 

Indes scheint die Akustik auf der Bühne durchaus problematisch zu sein: Günther Groissböck kontrollierte vor allem im zweiten Teil immer wieder die eigene Lautstärke. Im Publikum indes kam die Schwermut Tschaikowskys an, der, wie im kleinen Programmheft zu lesen ist, unter anderem das Gedicht „Nur wer die Sehnsucht kennt“ aus Goethes „Wilhelm Meister“ auf russisch in Noten gefasst hat. Dass es auch bei den nächsten Liedern dieses selten gehörten Zyklus‘ um große Gefühle geht, hört man, ohne auch nur ein Wort dieser Sprache zu können. Es geht um Liebe, um Qual, auch Wut, Abschied, Tod – Groissböck vermittelt diese Emotionen gekonnt. Im Publikum ist jedenfalls niemand zu sehen, der im Programmheft blättert, wo die Übersetzungen zu lesen wären. 

„Hausmannskost“: Wotan

Groissböcks Herzensstück scheint aber doch bei aller Begeisterung für den offiziellen Programmteil besagte „Hausmannskost“. Bei den „Zäsuren“, wo er am 11. August zusammen mit seinen „Meistersinger-Kollegen“ Klaus Florian Vogt und Johannes Martin Kränzle zu Gast war, verriet er, dass er zurzeit jede Pause, alle Zeit, die sich bietet, in „den mit der Augenklappe“ investiert. Das große Debüt 2020.

Einen Vorgeschmack, dass es kein Kinderspiel sein wird, den Wotan zu wuppen, gab es beim Festakt zu Ehren von Wolfgang Wagner am 24. Juli 2019, wo ebenfalls Wotans Abschied und der Feuerzauber auf dem Programm standen. Allerdings nicht lyrisch und höchst einfühlsam begleitet von Pianistin Goloubitskaia, sondern vom großen Festspielorchester unter Christian Thielemann, der Groissböck nicht den roten Klangteppich auslegte, sondern ihn richtig forderte und damit einen Vorgeschmack bot, auf das, was kommen wird. Groissböck sah’s sportlich und stellte sich dieser Herausforderung ganz hervorragend – und mit Erfolg.

Auch beim Liederabend gab er mit großer Freude, Hingabe und Gefühl diese Schlusspassage von Walküre. Und Alexandra Goloubitskaia machte dazu vergessen, dass die Begleitmusik nur Werk ihrer beiden Hände und nicht eines ganzen Orchesters ist. Ein starkes Stück von beiden. Standing Ovations.


Der Liederabend war Teil von „Diskurs“, der begleitenden Veranstaltungsreihe der Bayreuther Festspiele mit weiteren Konzerten, Liederabenden und Diskussionen. In dieser Saison gibt es noch zwei Konzerte, 22. und 24. August, in der Villa Wahnfried  Hier geht es zum Programm. 

 

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