So sieht’s zurzeit aus im Online-Ticketshop der Bayreuther Festspiele: Meistersinger, Parsifal, Tristan und Isolde – alles ausverkauft! Und zwar sämtliche Vorstellungen bis zum 28. August 2017. Nur der „Ring“ erwies sich auch 2017 nicht als der Verkaufshit. Im Online-Shop standen, wie wir erfahren, am Sonntag rund 7000 Online-Tickets zur Verfügung. Und die gingen an einem Verkaufstag weg wie warme Semmeln – mit besagter Ausnahme (siehe Bild oben).
Rund 7000 Tickets online
Ist der Castorf-Ring, der seit 2013 bei den Bayreuther Festspielen gegeben wird, ein Ladenhüter? „So kann man das nicht sagen“, betont Peter Emmerich, Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, als er am Tag nachdem der Ticket-Shop im Internet gestürmt worden ist, Bilanz zieht. Die Einzelstücke waren schon nach wenigen Stunden komplett weg. Für die „Meistersinger“ – traditionell ist das Premieren-Stück am meisten gefragt – war schon nach einer Stunde das Angebot knapp, wie wir selbst feststellten. (Hier geht’s zum Bericht vom Kartenkauf).
Glück und Pech lagen am Sonntagabend (12. Februar 2017) nah beieinander. Das zeigen die Kommentare auf festspieleblog.de und Facebook. Manche Leser jubelten nach 20 Minuten schon über große Auswahl im Ticket-Shop und erfolgreichem Einkauf. Andere klagten, dass sie nach fünf Stunden immer noch an aussichtsloser Position in der Warteschlange verharren.
Viele Faktoren führen in den Shop
Der ebenfalls bei den Kommentaren geäußerte Verdacht, Käufer aus dem Ausland würden bevorzugt in den Shop gelotst, verweist Festspiel-Sprecher Peter Emmerich ins Reich der Legende: „Davon hat doch niemand etwas“, argumentiert er nicht unberechtigt. Der technische Aufwand einer Selektion ist groß und überflüssig. Denn es sollen ja Karten verkauft werden. International ist das Publikum auch 2017: Die schriftlichen Bestellungen, die ab Herbst im Festspielhaus per Post oder online eingingen, kamen aus 70 Ländern.
Die Wartezeit vor dem virtuellen Ticketshop „hängt von vielen Faktoren ab“, weiß Emmerich. Welche genau das sind, vermag freilich niemand zu sagen: Vielleicht ist ein Rechner leistungsfähiger als ein anderer, vielleicht liegt’s am Browser, an schneller Internetversorgung oder daran, dass Smartphones oder Tablets bei starker Rechnerkonkurrenz zweiter Sieger sind.
Jedenfalls war der Andrang so groß, dass zeitweise selbst die Fachleute die Warteschlange nicht überschauen konnten. Emmerich berichtet, dass selbst am frühen Abend noch 14 000 Wartende vor der virtuellen Tür standen. Aber da war längst alles ausverkauft, hieß es „nicht mehr verfügbar“.
Auch Walküre ausverkauft
Während Bayreuths Hotellerie Ring-Gäste am liebsten hat, weil die am längsten bleiben, ist genau das das Problem: Wer den „Ring“ in Bayreuth sehen will, braucht Zeit und Geld. Beides ist oft knappes Gut, zumal bei den Kunden im Internet. Das weiß auch Festspiel-Sprecher Peter Emmerich aus den Erfahrungen der letzten Jahre. Viele der Käufer wollten zum ersten Mal die Bayreuther Festspiele erleben. Dafür ist Wagners Giga-Werk vielleicht nur bedingt geeignet.
Der ganz klassische Wagnerianer wiederum scheut den Ring in der Regie von Frank Castorf, der mit Barmann, Bär, Krokodilen und anderen Merkwürdigkeiten verstört, oder hat ihn schon gesehen. Schließlich steht Wagners Tetralogie im fünften – und letzten! – Jahr auf dem Spielplan.
So wird die Ring-Zielgruppe immer kleiner. Einen Abend, gerne: „Die Einzelvorstellung von Walküre ist auch ausverkauft“, belegt Peter Emmerich die Theorie, dass der komplette Ring aus Zeit-/Geldgründen einfach am schwersten zu verkaufen ist.
Fast nur noch teure Tickets
Ein bisschen neidisch kann man da aus Bayreuth schon nach Dresden schauen, wo im Januar 2018 das Gesamtwerk „Ring des Nibelungen“ auf dem Spielplan der Semperoper steht (festspieleblog.de berichtete über den Ring in Dresden). Christian Thielemann dirigiert, Bayreuther Größen wie Albert Dohmen, Petra Lang, Christa Maier oder Georg Zeppenfeld singen — beide Zyklen waren innerhalb eines Tages restlos ausverkauft. Freilich – zu einem ganz anderen Preis: Knapp über 500 Euro kostete das Gesamtpaket in der teuersten Kategorie. Im Festspielhaus Bayreuth sitzt man für das Geld außen im Parkett, Preisklasse B6 – wohlgemerkt für alle vier Abende. Aber auch diese Preisklasse ist schon weg. Beim letzten Besuch im Ticket-Shop heute Abend war das günstigste Angebot 640 €, Karten gab’s eigentlich nur noch in den teuren Kategorien A (ca. 1000 Euro). Wer noch in den Shop will: www.bayreuther-festspiele.de
Und dann gibt’s ja auch noch die Premiere: Am 25. Juli wird „Die Meistersinger von Nürnberg“ vom Festspielhaus Bayreuth in viele Kinos übertragen – ein Trost für alle die, die im Online-Shop kein Glück hatten: www.wagner-im-kino.de