Eine traurige Nachricht verkündet heute (17. Januar) das Hessische Staatstheater Wiesbaden: Gerd Grochowski ist tot. Der Bass-Bariton hatte 2016 bei den Bayreuther Festspielen als Klingsor in Parsifal debütiert und war auch für 2017 wieder engagiert (Bild oben, © Bayreuther Festspiele 2016/Jörg Schulze). Parisfal-Regisseur Uwe-Eric Laufenberg ist Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und arbeitete eng mit Grochowski zusammen, nicht erst in Bayreuth, sondern zuvor bereits in der Ring-Inszenierung in Linz und Wiesbaden. In Wiesbaden sang Grochowski, der am 28. Februar 61 Jahre alt geworden wäre, denn auch seine letzte Partie: Wotan in „Walküre“.
Grochowski sang noch Wotan
Noch am 15. Januar, am Sonntag also, habe Gerd Grochowski „nach einer beglückenden Probenphase die Premiere der Walküre“ den Wotan gesungen und Ovationen geerntet, so das Staatstheater Wiesbaden. Am 16. Januar rief er wegen starker Schmerzen im Herzbereich den Notarzt und ist in Mainz, trotz aller Versuche der behandelnden Ärzte, um 15:09 Uhr verstorben.
In einem bewegenden Nachruf nimmt das Staatstheater Wiesbaden Abschied von Gerd Grochowski, „einem großen Sänger und wahren Freund“, wie es heißt. Hier ein Auszug aus der offiziellen Mitteilung von heute Mittag (17. Januar 2017):
„Mit des Lebewohles letzter Kuss“
„Seine letzten Worte auf der Bühne waren:
»Nur eines will ich noch, das Ende: …
In den Trümmern der eigenen Welt
Meine ewige Trauer zu enden«
»Leb‘ wohl, du kühnes,
herrliches Kind!
Du meines Herzens
heiligster Stolz!
Leb‘ wohl! Leb‘ wohl! Leb‘ wohl!
Der Augen leuchtendes Paar,
das oft ich lächelnd gekost,
….
zum letztenmal
letz‘ es mich heut‘
mit des Lebewohles
letztem Kuss!«
Weiter heißt es aus Wiesbaden: „Viele waren tief berührt, ohne dass sie wussten, dass es wirklich die letzten gesungenen Worte von Gerd Grochowski waren. Alle, die mit ihm arbeiten und leben durften, waren begeistert von seiner Güte, Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, von seinem ehrlichen Ringen um den wahren und tiefen Ausdruck von Kunst, die sich dem Leben verschrieben hat. Er konnte lachen, nicht zuletzt über sich selbst. Er konnte zornig sein, nicht zuletzt über die Ungerechtigkeit und die Dummheit in der Welt. Er konnte sich begeistern an den Meisterwerken des Geistes und der Kunst. Er konnte lieben und diese Liebe weitergeben. Er hat diese Flamme getragen und mit unserer verbunden. Wir werden dieses Feuer weitertragen. Es wird nicht verlöschen.“
Gerd Grochowski wurde mitten aus einem erfolgreichen Leben gerissen. Nachdem Grochowski 2005 von der Zeitschrift „Opernwelt“ für die Titelrolle von Ferruccio Busonis Dr. Faust zum Sänger des Jahres nominiert worden war, gelang ihm der Durchbruch als Kurwenal in Tristan und Isolde an der Metropolitan Opera New York unter der Leitung von Daniel Barenboim. Für diese Rolle wurde er daraufhin an die Mailänder Scala eingeladen, wo er außerdem die Partie des Gunther in der Götterdämmerung übernahm. Weitere Engagements als Gunther führten ihn an die Berliner Staatsoper, die Royal Albert Hall, die San Francisco Opera und unter Sir Simon Rattle zu den Salzburger Oster-Festspielen.
Das Festspiel.magazin von TAFF (Team aktiver Festspielförderer) führte 2016 ein Interview mit Gerd Grochowski. Hier ist das Interview in voller Länge zu lesen.