Wenn Fasolt den meisten Applaus bekommt, sagt das schon sehr viel aus über das „Rheingold“ bei den Bayreuther Festspielen. Die Ring-Besetzung der ersten drei Jahre hat fast komplett gewechselt und legt die Schwächen der Regie bloß. Gerade beim Rheingold, das in den ersten Jahren durch Schwung, Schrägkeit und Farbe zackig durch zweieinhalb Stunden ohne Pause trug, war offensichtlich ein Produkt der einstigen Hauptakteure, allen voran Wolfgang Koch als Wotan und seine Verbrecher-Bande.
Iain Paterson steckt in Wotans Kleidern und tut Ähnliches wie der Vorgänger. Doch am Ende wird man den Eindruck nicht los, er macht einen Job, zumal auch die Stimme zu nobel für einen Mafia-Boss klingt.
„Alberich“ Dohmen stapft missmutig davon
Lichtblicke sind die Rheintöchter Alexandra Steiner, Stephanie Houtzeel und Wiebke Lehmkuhl, ebenso wie Sarah Conolly und Caroline Wenborne als Fricka und Freia. Albert Dohmen, kann sich auch im zweiten Jahr nicht recht mit diesem Alberich anfreunden, verzichtet ganz auf die Senfschlacht, das Bad im Pool und andere Albernheiten. Er schnappt sich nur das goldene Etwas, das das Rheingold darstellt, aus dem Wasser und stapft missmutig von dannen.
Der Nachbar schaut auf die Uhr. Zweieinviertel Stunden können sich ziehen, auch wenn Marek Janowski das Orchester antreibt.
Selbst Markus Eiche als Donner bleibt hinter den Erwartungen zurück. Irgendwie tun alle das, was die Vorgänger getan haben. Das ist Job und kein Spaß, weshalb auch die „Störungen“ durch Barkeeper und Dauerstatist Patric Seibert nicht zünden. Er ist ja dazu da, Gewohnheitseffekte zu verhindern, die Sänger wach zu halten. Das gehört zum Konzept von Frank Castorf. Nun wird er durch die Umbesetzungen wohl selbst im Konzept gestört — und kann damit offensichtlich gar nichts anfangen.
Feste Größe: Nadine Weissmann als Erda
Das wird vor allem deutlich, wenn Erda, Nadine Weissmann, auftritt. Mondän, selbstbewusst, großartig in Spiel und Stimme. Sie gehört zum Anfangsteam von 2013, es ist ihre Rolle.
Es wäre Aufgabe der Regie gewesen, statt die Neuen ins alte Konzept zu pressen, das bunte Spekatakel neu zu erfinden. So hat die komplette Riege eine Mission, die da lautet, Job erfüllen.
Bezeichnend, dass der beste Sänger dann auch noch sterben muss — Fasolt, Günther Groissböck, war kurzfristig eingesprungen, hatte den Riesen schon im Premierenjahr gespielt und wird zurecht für diese kurze Rückkehr gefeiert.
Immerhin: Erda überlebt. Nadine Weissmann ist als Schwertleite in der Walküre und in Siegfried als mondäne Weltenmutter weiter Fixpunkt im Castorf-Ring.
Wir haben uns übrigens letztes Jahr mit der Mezzosopranistin Nadine Weissmann ausführlich unterhalten. Hier geht’s zum Interview. Und das ist der Link zum Interview mit Albert Dohmen.
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Kann ich mir bei der Vorstellungsbesprechung nicht wirklich vorstellen …
Tja, wenn fast alle Sänger neu sind und wenig Zeit zum Probieren bleibt, dann kommt so was raus. Ist ja nicht die Schuld von Castorf, sondern eher die willkürliche Besetzungspolitik der Festspiele. Also, zuerst mal nachdenken, bevor man über die Regie schimpft. Von der berühmten “Werkstatt Bayreuth“ ist ja auch bei K. W. nix zu sehen …
Es wurde nachgedacht. Ganz ehrlich! Aber wir akzeptieren natürlich gern Meinungen.