Ein ganz normaler „Siegfried“-Tag: Aufführung 15 in der Festspielsaison 2016. Es folgen weitere 15. Das heißt, es ist Halbzeit bei den Bayreuther Festspielen. Eine Zwischenbilanz: Mehr Ruhe ums Festspielhaus; mieses Wetter, diverse Krankheiten, keine weiteren Katastrophen.
In Bayreuth und um die Festspiele wird vieles noch heißer gegessen, als es gekocht wird, das zeigt sich bei den Sicherheitsvorkehrungen. Sie mögen manchem lästig sein. Aber zur Halbzeit lässt sich feststellen: Es bildeten sich weder lange Schlangen am Einlass ins Festspielhaus, noch wird jedes Abendtäschen durchwühlt. Ja, es werden mittlerweile sogar wieder Sitzkissen gesehen.
Ruhe ums Festspielhaus
Die Sicherheit ist ganz gut geregelt: Wer mit Regenschirm kommt — in diesen Tagen fast so unerlässlich wie das Taschentuch — wird zur Abgabe in der Garderobe gebeten; zu große Taschen, Rucksäcke sind verboten und müssen im Container am Festspielrestaurant abgegeben werden.
Den Gang ums Festspielhaus vermissen sicher viele Besucher. Doch die Techniker und Bühnenmitarbeiter sind sicher nicht traurig, dass die Umbauten nun ohne Rücksicht auf neugierige Fußgänger stattfinden können.
Platz für Fußgänger
Dafür erweist es sich nachgerade als Segen, dass die Siegfried-Wagner-Allee gesperrt ist und damit Ruhe rund ums Festspielhaus herrscht (siehe Beitragsbild).
Keine dicken Karossen, die sich zumindest kurz im Halteverbot vor dem Eingang zeigen müssen, dafür mehr Platz zum gemütlichen Schlendern vor den Aufführungen und in den Pausen. Für Menschen, für die der Fußweg vom Parkplatz tatsächlich ein Problem ist, und das ist mitnichten die Vielzahl der Zuschauer, wird sich eine Lösung finden lassen.
Die Sperrung hat auch nach der Vorstellung unübersehbare Vorteile. Die Ableitung über die Tannhäuser- und Tristanstraße funktioniert reibungslos; im Gegensatz zu den letzten Jahren, wo sich am Abend auf dem Parkplatz filmreife Szenen abspielten und die Autos kreuz und quer fuhren, um am Ende gesammelt im Großstau zu stecken. Jetzt hat sich nach Vorstellungsschluss die Kolonne schnell aufgelöst.
Stichwort Bayreuther Sommer
Der findet nur tageweise statt, was sich auf die Stimmen der Sänger niederschlug. Christa Mayer (Brangäne/Tristan und Isolde) musste zur Premiere passen, ist aber seit Tristan III am 9. August wieder im Einsatz. Auch Klaus Florian Vogts unverwüstlich erscheinender Tenor hat gelitten, vielleicht auch im Bade, das er im zweiten Parsifal-Akt nehmen muss. Für Vogt musste in der dritten Vorstellung Andreas Schager einspringen. Vogt hat noch bis 15. August Zeit, erst dann steht Parsifal IV auf dem Spielplan. Und bis dahin, so geht man bei den Bayreuther Festspielen aus, ist der Premieren-Parsifal auch wieder fit.
Ist auch Wotan John Lundgren Opfer des schlechten Wetters? Am Montag in Walküre überzeugte er mit seinem tiefen, starken Bass als Wotan. Im ersten Akt. Anschließend fragte man sich, was passiert ist: Die Stimme brach nach und nach ein, beim Abschied von Brünnhilde kämpfte er hörbar mit der Partie. Hoffentlich hat er sich zum Siegfried am Halbzeit-Tag erholt.
Krankheitsbedingt musste schon im Vorfeld der Bayreuther Festspiele Andreas Hörl sein Engagement für Fasolt und Hunding (Rheingold/Walküre) abgeben. Luxusersatz: Günther Groissböck kehrte für die vergleichsweise kleine Partie zurück; Georg Zeppenfeld nahm sich des Hunding an.
Spielplan und Besetzung zum Schluss
Gibt es zurzeit Karten für die aktuelle Saison? Der Online-Shop hat jedenfalls geöffnet. Ein Testbesuch heute (Mittwoch, 10. August) ergibt nach einigen Minuten in der hübschen virtuellen Warteschlange: alles ausverkauft.
Demnächst soll die Kartenbestellung per Post und Internet für die Saison 2017 beginnen. Online-Tickets gibt es dann im Februar.
Die Überraschung des Vorjahres wiederholte sich diesmal nicht: Standen am Premierentag bereits Spielplan samt Besetzungsliste der nächsten Saison nicht nur fest, sondern auch online, sucht man die Vorschau selbst zur Halbzeit vergeblich. Peter Emmerich, Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, erklärt das damit, dass Besetzungen zwar bereits getroffen, aber noch viele Verträge nicht unterschrieben sind.
Fest steht: Eröffnung ist wie immer am 25. Juli mit der Premiere von „Die Meistersinger von Nürnberg“ in der Regie von Barrie Kosky. Bislang ist bekannt, dass Klaus Florian Vogt den Stolzing singt. Mehr Einblicke sind am letzten Festspieltag zu erwarten. Für 28. August hat die Festspielleitung zur Pressekonferenz geladen. 16 Vorstellungen gibt es bis dahin noch.