Subjektiv gesehen gehörte „Der fliegende Holländer“ in seiner derzeitigen Inszenierung wirklich nicht zu unseren Favoriten bei den Bayreuther Festspiele. Zu brav, bemüht, leblos. Das hat sich mit den Neubesetzungen vor allem der des Holländers durch Thomas J. Mayer in diesem Jahr erheblich geändert. Plötzlich kommt Schwung und Leben ins Stück, das in den Vorjahren durch den zwar gut singenden, aber ansonsten höchst bemühten „Holländer“ fehlte.
Leben kommt in den „Holländer“
Es ist eine insgesamt wunderbare und lockere Vorstellung des Stückes, das eben doch noch sehr „Grand Opera“ von Richard Wagner ist, ergo zwar mit Erlösung ansonsten aber noch wenig mit der Schwere — und vor allem Länge — der späteren Werke zu tun hat. Und das ist jetzt auch auf der Bühne zu erleben. Ein komödiantischer Daland, ebenfalls neu, Peter Rose, nebst „altem Haudegen“ Steuermann, den seit der Premiere bereits Benjamin Bruns gibt, geben ein heiteres Gespann ab. Ricarda Merbeth als Senta findet endlich einen richtigen Traumpartner als Holländer, während Erik, emotional von Andreas Schager gegeben, zwar abblitzt bei ihr, aber Trost als Applauskönig des Abends finden darf.
Festspielchor ist eine Wucht
Schlicht eine Wucht ist der Chor der Bayreuther Festspiele: spielstark, singstark. Zurecht bekommen die Damen und Herren hinter Chordirektor Eberhard Friedrich stürmischen Jubel. Und auch Axel Kober im Graben gehört zwar, wie die ganze Produktion, eher zu den kaum Beachteten der Bayreuther Festspiele, was daran liegt, dass es eben eine solide Leistung ist, mehr leider nicht, aber dazu beiträgt, dass es am Ende ein wirklich unterhaltsamer Abend wird.
Am Freitag (27. August) konnte man fast mit Wehmut Abschied von „Der fliegende Holländer“ in der Inszenierung von Jan Philipp Gloger nehmen. Das Werk macht indes nur eine Pause 2017, kehrt aber noch einmal 2018 zurück. Dann beginnt die ringfreie Periode, die erst 2020 endet.
Nichts desto trotz sang der Chor am Ende, als das Publikum schon hinaus ging, hinter verschlossenem Vorhang noch ein Abschiedsständchen.
So geht’s weiter
So geht es weiter: 2017 haben die Meistersinger von Nürnberg in der Inszenierung von Berrie Kosky Premiere; bereits jetzt wird in den Werkstätten der Bayreuther Festspiele am Bühnenbild gearbeitet, auch an den Kostümen von Klaus Bruns.
Premiere 2018 hat Lohengrin in der Regie von Alvis Hermanis und Bühnenbildner Neo Rauch. Dass Roberto Alagna die Titelpartie des Lohengrin übernimmt, hat Festspielleiterin Katharina Wagner bereits im vergangenen Jahr im Interview mit festspieleblog.de bestätigt. Auch das Bayreuth-Comeback von Waltraud Meier als Ortrud wurde mehrfach bestätigt. Was ist mit Anna Netrebko als Elsa? Offen. Festspielchefin Katharina Wagner sagte jüngst im Interview mit dem Nordbayerischen Kurier lediglich: „Wir sind weiterhin in Gesprächen“. Fix ist indes der Dirigent: Christian Thielemann wird 2018 seinen Kanon vollenden — dann hat er alle zehn Wagner-Opern Bayreuth geleitet. Ein Meisterstück.
Tannhäuser-Freunde freuen sich auf 2019: Nach nur vier Aufführungsjahren (2011 bis 2014) war die beim Publikum höchst unbeliebte Inszenierung von Sebastian Baumgarten in der riesigen Biogasanlage von Joep van Lieshout ein Jahr früher als üblich ins Nirvana und dafür Publikumsliebling „Lohengrin“ in der Inszenierung von Hans Neuenfels in die Verlängerung geschickt worden. Darum der kurze Abstand des Lohengrins — nämlich nur drei Jahre — und die lange Tannhäuser-lose Zeit, dann fünf Jahre.
Und 2020 kommt der neue „Ring des Nibelungen“. Über die Regie wird noch spekuliert. Mehrfach bestätigt wurde, dass Andris Nelsons dirigiert. Und, festspielblog.de berichtete, dass Günther Groissböck „Wotan“ singen wird. Hier geht’s zum Interview mit Günther Groissböck.