Die Enttäuschung von „Rheingold“ ist wett gemacht — mit einer sternstundengleichen Götterdämmerung. Sängerisch wie musikalisch wurde am Ende der „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth doch noch eine runde Sache.
Während sich die gut zwei Stunden „Rheingold“ am Sonntag (7. August) zeitlich zogen wie Kaugummi, man in der „Walküre“ den Eindruck hatte, musikalisch wackelig unterwegs zu sein (von den Walküren und Catherine Foster als Brünnhilde abgesehen), geht’s seit „Siegfried“ konstant bergauf und mündete in einer Götterdämmerung, bei der sich nach dem bewegenden Schluss erstaunlich viele Zuschauer – auch männliche – kurz übers Gesicht wischen. Und sommerlich heiß ist es bekanntermaßen derzeit definitiv nicht.
Magische Momente am Ende des „Ring“
Ohne die Sky-Übertragung gesehen zu haben, möchte man wetten, dass der erste „Ring des Nibelungen“ nicht annähernd so geglückt war, wie der zweite Durchgang. Vielleicht ist es einfach befreiender für die Sängerinnen und Sänger keine Kamera auf sich gerichtet zu wissen. Als Publikum ist es einem dann vergönnt, magische Momente wie das Terzett von Brünnhilde, Hagen und Gunther im zweiten Akt der Götterdämmerung zu erleben. Großartige Sänger, die auch noch spielen können. Catherine Foster, Stephen Milling und Markus Eiche zelebrieren die Verschwörung nachgerade. Da wird die Wut fast greifbar.
Und egal, ob Siegfried in der Döner-Bude oder vor malerischer Kulisse sein Leben aushaucht – Hauptsache, es ist ein Sänger des Formats von Stefan Vinke.
Die Umbesetzungen im „Ring“ seit der Premiere haben der Produktion nicht geschadet. Mag es für die Regie anstrengend sein, mit fast 30 Neuen auskommen zu müssen, die Sängerqualität ist mittlerweile auf höchstem Niveau angekommen. Nach Stephen Milling als umwerfender Hagen im Vorjahr, ist nun mit Markus Eiche endlich auch ein nobler Gunther gefunden. Allison Oakes gibt eine starke Gutrune, ein Genuss ist Marina Prudenskayas Auftritt als Waltraute.
Starke Brünnhilde
Catherine Foster wurde zwar relativ spät für den Castorf-Ring 2013 als Brünnhilde engagiert. Doch sie ist eine Größe. Keinen Moment schwach — nicht in der Stimme, erst recht nicht in der Darstellung (siehe Bild oben). Eine starke Frau, die trotz des sagenhaften Betruges hoch erhobenen Hauptes das Feld verlässt.
Und es hört sich so an, als ob sich Altmeister Marek Janowski, das Bayreuther Festspielhaus und das Festspielorchester langsam anfreunden. Konnte man im Rheingold noch den Eindruck haben, Sänger und Orchester machen, was sie jeweils für richtig halten, hatte sich das bis zur Götterdämmerung ins Gegenteil gekehrt.
Nach so einer Leistung sollte es ein Janowski allerdings nicht nötig haben, beim Schlussapplaus wie ein Schulbub erst hinter dem Vorhang hervorzuspitzen und sich des Jubels zu vergewissern, bevor er sich richtig hinaus wagt. Eine Marginalie, natürlich, aber auffällig.
Buhs erwischen Statisten
Unterm Strich endete der „Ring des Nibelungen“ II im unglaublichen Jubel. Schwer zu sagen, ob das bisher schon erreicht wurde.
Nur mit der Regie von Frank Castorf mag sich das Publikum nach wie vor nicht anfreunden, weshalb der arme Patric Seibert und die Statisten Buhs abbekommen. Seibert, der Dauer-Statist, macht – egal, ob man diese Figur nun mag oder nicht – einen hervorragenden Job an vier Abenden. Lässt sich prügeln, fällt Treppen hinunter, rennt mit der Schlinge um den Hals herum, wird ermordet und verharrt fast den ganzen dritten Akt über im Mercedes-Kofferraum. Wenn er beim Schlussapplaus mit den Sängern auf die Bühne kommt, bricht der Unmuts-Sturm los. Dasselbe Schicksal ereilt die Statisten, die bei einem Aufzug mit auf der Bühne stehen. Und man möchte wetten, die Leute, die hier so empört sind, wissen gar nicht, wem sie da ihren „Zorn“ entgegenschleudern. Umso schlimmer, per se sich Entsetzen zu erlauben, aber nicht informiert zu sein. Die Leute dort haben nicht die Regie, sondern nur ihre Arbeit gemacht haben. Und die war – wie von allen an diesem Abend — brillant.
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Es hilft alles nichts, Schwachsinn bleibt Schwachsinn !!!!