Anna Netrebko als Elsa und Piotr Beczala als Lohengrin — das Lohengrin-Traumpaar an der Semperoper Dresden.

Traum-Lohengrin an der Semperoper Dresden

Viermal „Lohengrin“ von Richard Wagner gab es in diesem Mai in einer Traumbesetzung an der Semperoper Dresden: unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann sangen Anna Netrebko, Piotr Beczala, Evelyn Herlitzius, Tomasz Konieczny, Georg Zeppenfeld u. a. Wir waren am letzten Abend (29. Mai) dabei und erlebten wahre Sternstunden.  Allererste Klasse im Graben und auf der Bühne. War das schon die „Generalprobe“ für die Bayreuther Festspiele 2018?

Profi Netrebko

Was war nicht gelästert worden über Anna Netrebko und ihren ersten Ausflug ins Wagner-Fach. Da denkt man, der Superstar, dessen Name gefühlt mehr in Yellow-Blättern als in den Feuilletons auftaucht, überhebt sich gnadenlos und wird in diesem „ernsthaften“ Fach nicht punkten können. Auch in Wagner-Communitys wurde eifrig geäzt über Netrebkos neuen Weg. Die Sopranistin hat indes einen eindrucksvollen Beweis ihrer Professionalität hingelegt und gezeigt, warum sie zurecht ein Superstar ist. Netrebko muss sich extrem vorbereitet haben. Denn sich einen Text einer rund vier Stunden langen Oper zu merken, in einer Sprache, die man nicht spricht, dann das Ganze nicht nur deutlich zu artikulieren, sondern auch das zu spielen, was man singt — das ist ganz große Klasse und schreit nach Wiederholung.

Ladies trumpfen

Die Ladies trumpfen überhaupt: Anna Netrebko als Elsa und Evelyn Herlitzius als Ortrud. Ein Aufeinandertreffen, das die beiden Gigantinnen im zweiten Akt spannungsgeladen wie einen Krimi gestalten. Dem kann man sich nicht entziehen — und will das auch gar nicht, zumal man angesichts dieser Klasse die grandios langweilige Bühne vergisst. Bei den großen Chorszenen wünscht man sich aber doch die Bayreuther Ratten von Hans Neuenfels zurück bzw. denkt darüber nach, wie diese Sängerbesetzung und -leistung in einer richtig guten Inszenierung wirken könnte.

Semperoper tobt

Als Magier im Orchestergraben erweist sich einmal mehr Christian Thielemann, der mit seiner Sächsischen Staatskapelle bisher so nicht gehörte Lohengrin-Klänge zutage bringt. Das beginnt schon mit der Ouvertüre, der Thielemann den Zuckerguss flirrender Streicher nimmt und stattdessen die Bläser betont. Das ist spannend. Die letzten Takte des ersten Akts sind noch nicht verklungen, bricht schon Jubel im Publikum aus, Thielemann verschwindet schließlich mit lauten Bravi im Rücken vom Platz, Getrampel und Jubel bei den Paaren Anna Netrebko und Piotr Beczala als Elsa und Lohengrin, ebenso bei den „Gegenspielern“ Evelyn Herlitzius und Tomasz Konieczny als Ortrud und Friedrich von Telramund.

Wer Fan von Georg Zeppenfeld ist, weiß auch nach dieser Vorstellung wieder, warum. Er ist einfach ein nobler Bass mit dem er den König Heinrich gestaltet. Kein Wunder, dass auch die Bayreuther Festspiele auf den Mann aus dem Ensemble der Semperoper Dresden setzen: 2016 ist Zeppenfeld als Gurnemanz in Parsifal und König Marke in Tristan und Isolde zu erleben.

Roberto Alagna als „Lohengrin“

Auch Anna Netrebko will man sich gern im Bayreuther Festspielhaus vorstellen. Ihre Stimme ist ein einziges Wunderwerk, mit der sie agiert, wie sie will — laut, zurückhaltend, drohend, ängstlich. Man hat nie den Eindruck, dass sie sich besonders anstrengt. Zweifelsohne kann sie auch Wagner.

Anna Netrebko gibt einen fulminanten Einstieg ins Wagnerfach: Als Elsa in Lohengrin wird sie an der Semperoper Dresden gefeiert — wieder einmal. Semperoper Dresden, © Daniel Koch.
Anna Netrebko gibt einen fulminanten Einstieg ins Wagnerfach: Als Elsa in Lohengrin wird sie an der Semperoper Dresden gefeiert.  © Daniel Koch.

Die Gespräche für die „Elsa“ 2018 laufen. Der Vertrag ist noch nicht fix, sagte Katharina Wagner im Interview mit festspieleblog.de im September. Daran hat sich auch nach dem Dresdner Knüller nichts geändert: „Es ist nichts unterschrieben“, so letzte Woche Peter Emmerich, Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, auf Nachfrage. Es wäre jedenfalls eine neuerliche Edelbesetzung: Waltraud Meier kehrt nach Jahren zurück nach Bayreuth, sie singt die Ortrud (hier der Beitrag), fix gesetzt sind Roberto Alagna als „Lohengrin“ und Georg Zeppenfeld als König Heinrich. Am Pult: Christian Thielemann, der damit den Kanon in Bayreuth vervollständigt und dann alle Wagner-Opern in Bayreuth dirigiert hat.

Fehlt nur Elsa Netrebko. Also: kaufen, kaufen, kaufen!

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Ingeborg Mulzer-Staffa
    18. März 2017 23:49

    Ich war mit meiner Schwiegertochter in Bayreuth. Wir haben Anna Netrebko und Piotr Beczala erlebt. Einfach überragend was die Künstler geboten haben. Die Zeit verging wie im Flug, so ergreifend und spannend war die Aufführung, auch von den anderen Künstlern. Ein großes, großes Kompliment. Wir mussten für eine Karte die eigentlich einen Preis von 47 Euro hatte über 300 Euro bezahlen. Wir haben es nicht bereut, obwohl es eine unschöne Seite ist an dem Event. Auch, dass es nicht, wie in Wien, Stehplätze gibt. Ich finde das so gut, weil man auch mal, wenn man zeitlich nicht planen konnte, eine Aufführung besuchen kann. Für solchen Genuss stelle ich mich gerne einige Stunden hin.

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