festspieleblog.de: Als Brünnhilde werden Sie in diesem Jahr besonders gefeiert. Hatten Sie in diesem Jahr von vornherein ein gutes Gefühl?
Catherine Foster: Eigentlich habe ich mich immer gut gefühlt. Aber eine Rolle spielt auch, dass wir jetzt doch schon drei Jahre zusammen arbeiten. Bayreuth ist als Werkstatt bekannt, und nach drei Jahren harter Arbeit kann ich das absolut bestätigen. Ich bin sehr froh, dass ich hier in Bayreuth die Gelegenheit habe, an dem weiterzuarbeiten, was bereits im Vorjahr geschaffen wurde.
In diesem Jahr haben Sie mit Stefan Vinke einen neuen Siegfried an Ihrer Seite. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Wir kennen uns seit langem. Ich habe 2007 mit ihm meinen ersten „Siegfried“ in Weimar gesungen, in Bukarest den „Siegfried“ mit Maestro Janowski und auch dieses Jahr waren wir zusammen für „Siegfried“ in Barcelona.
Schwindet damit die Nervosität?
Ich bin immer noch in einem gewissen Maß nervös. Ich muss mich sehr gut vorbereiten und konzentriert sein. Wenn ein „Ring“ beginnt, tue ich ab dem Tag vor der Walküre nichts mehr. Die ganzen fünf Tage tue ich absolut nichts. Ich muss dann den Kopf frei haben. Ich muss dann auch weg sein von meiner Familie, ich kann mich dann einfach nicht mit dem Alltag beschäftigen. Wenn ein Ring-Zyklus beginnt, ist es, als würde sich die Welt um einen herum drehen, man ist für diese Zeit in einer anderen Welt. Aber es ist ein sehr, sehr schöner Zustand.
Sind Sie mit der Familie in Bayreuth?
Nicht die ganze Zeit. Aber meine Familie kommt immer zum ersten Zyklus her. Natürlich reden wir und sind zusammen. Aber vor der Aufführung muss ich für mich sein.
Was haben Sie in der Zwischenzeit alles gesungen?
Ich habe „Elektra“ mit Marek Janowski mit dem Rundfunk Sinfonieorchester Berlin (RSB) genossen. Ich war mit Janowski auch in Japan. Ich arbeite gern mit ihm zusammen. Außerdem war ich Turandot in Berlin, Abigaile in Stuttgart und die Brünnhilde in Barcelona. Das war insgesamt eine schöne Mischung.
Marek Janowski wird 2016 den Ring in Bayreuth dirigieren. Freuen Sie sich darauf?
Er ist ein toller Dirigent. Ich habe viel mit ihm gearbeitet. In Bukarest Siegfried, dieses Jahr Walküre, und im Dezember habe ich ein Konzert mit ihm im Musikverein in Wien. Das finde ich so toll bei Wagner. Seine Musik lebt immer weiter, weil es so viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten gibt. Ich denke, dass wir nächstes Jahr viel Spaß haben werden. Jeder bringt ja seine eigene Persönlichkeit mit in die Arbeit ein. Das haben wir schon in diesem Jahr mit der Umbesetzung von Stefan Vinke und Stephen Milling erlebt.
Nächstes Jahr werden Sie ja neben einem neuen Dirigenten auch viele neue Kollegen im „Ring“ erleben. Wie sehen Sie den großen Wechsel?
Zum Leben gehört es für mich dazu, Neues zu akzeptieren. Natürlich genießen wir alle dieses Jahr total, weil wir uns gut kennen und das Werk auch. Nächstes Jahr kommt quasi ein neuer Ring. Aber ich freue mich auch auf die Umbesetzungen, weil ich neue Kollegen kennenlernen werde. Es wird sehr spannend.
Was kommt nach der Brünnhilde in Bayreuth?
Ich gebe nächstes Jahr mein Debüt in Amerika. In Washington D. C. singe ich Brünnhilde im ersten und zweiten Zyklus des Ring von Francesca Zambello. Ich bleibe drei Monate in Amerika. Dann habe ich nächstes Jahr ein Engagement in Brasilien, ich gebe „Elektra“ in Wiesbaden und ich komme ja dann wieder her, nach Bayreuth.
Wie kamen Sie bis jetzt mit der großen Hitze zurecht?
Natürlich, die Hitze gefiel mir nicht, das Singen ist anstrengender. Aber man muss eben in den Phrasen besser auf das richtige Atmen achten, man muss ruhig bleiben und konzentriert sein. Und ich habe immer eine Lutschtablette in der Tasche, für den Notfall. Wir haben aber auch Wasser auf der Bühne stehen, zum Beispiel auf der ersten Ebene in Walküre. Ich denke an die Leute im Orchester — die haben es noch schlimmer als wir.
Haben Sie Wünsche oder Ziele für die nächste Zeit?
Ich wünsche mir, dass ich immer weiter singen kann… Es ist das, was ich machen will. Ich bin immer noch froh, dass ich so weit gekommen bin. Und es geht ja noch weiter: Ich mache das Amerika-Debüt, ich habe mit meiner Familie schon so viel gesehen von der Welt. Das ist eine so wunderbare Erfahrung. Es ist ein Privileg.
Bereits 2014 führten wir ein ausführliches Interview mit der Bayreuther Brünnhilde, Catherine Foster. Sie können es hier lesen.