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Eigentlich sollte das neue Richard-Wagner-Museum schon 2013, also im Jahr des 200. Geburtstags von Richard Wagner, eröffnet werden. Daraus wurde bekanntermaßen nichts. Jetzt aber ist die Villa Wahnfried neu gewandet, daneben haben Staab Architekten einen zurückhaltenden Glaskubus gesetzt, eine Verbindung zum Siegfried-Wagner-Haus wurde abgerissen und viel unter der Erde verstaut.
Wohnhaus ist kein Museum
Nun ist Platz für mehr, denn, so scherzte Museumsdirektor Sven Friedrich beim ersten Presserundgang zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung: „Richard Wagner hat die Villa Wahnfried leider als Wohnhaus und nicht als Museum konzipiert“.
20 Millionen € investiert
Das hat sich nun geändert. Für 20 Millionen Euro wurde um-, an- und neu gebaut. Im Neubau sind historische Gewänder und Bühnenbilder zu sehen. Im Erdgeschoss informiert die erste Sonderausstellung unter dem Titel „Wahnfried oder Ärgerheim“ in vier Abteilungen über die Familie, das Leben in der Villa. Es zeigt die Zerstörung des Hauses 1945 und die Zeit bis zum Museumsbau 1976. In diesem Teil sollen immer wieder neue Ausstellungen den Besuch im Museum attraktiv halten.
Neu ist auch ein Geschäft mit Wagner-Angebot, ein Café, ein Kino- und ein Veranstaltungssaal, in dem in diesem Jahr erstmals Konzerte (ab August) stattfinden. Auch im Depot können die zum Teil wertvollen Schriften nun entsprechend untergebracht werden.
Von „Wini und Wolf“
Das Siegfried-Wagner-Haus, einst gebaut für den Wagner-Sohn als Junggesellenunterkunft und von dessen Frau Winifred später erweitert, ist nach den Worten des Museumsdirektors prädestiniert, sich mit dem „schwierigen Thema der Ideologie“ der Wagner-Nachfahren im Dritten Reich zu beschäftigen, die „Geschichte von Wini und Wolf“. Das Speisezimmer von Winifred dort ist übrigens der einzige Raum, der im Original erhalten ist.
Auch Villa Wahnfried erstrahlt nun im Innern im neuen Glanz: Die Kassetten-Decke der Bibliothek, die Stofftapete, die dem Lila Salon den Namen gibt, die Farbe der Wände. Interieur wurde indes nicht nachgebaut. Alles was dort zu sehen ist, ist tatsächlich alt. Neues dient als Ergänzung, zum Beispiel moderne Lampen oder durch Hussen überzogenes Mobiliar.
Bis zum Sargschlüssel
Im Obergeschoss gibt es Wagner en detail: Sein Barett ist ausgestellt, seine Totenmaske, viele Bilder und Büsten, nicht einmal der Schlüssel zu seinem Sarg fehlt.
Wie vielfach in Bayreuth sind die Besitzverhältnisse schwierig. Bauherr war die Stadt Bayreuth, Eigentümer ist die Richard-Wagner-Stiftung, der wiederum das Festspielhaus gehört, „aber wir leiten nicht die Festspiele“, wie Regierungspräsident Wilhlem Wenning die komplizierten Verhältnisse versuchte kurz zu beleuchten.
Sieben Millionen Euro zahlte die Stadt, der Rest kam von Bund, Freistaat und diversen Stiftungen und Zuschussgebern. OB Brigitte Merk-Erbe, in dieser Funktion auch Geschäftsführerin des Stiftungsrats der Richard-Wagner-Stiftung: „Der Ruf Bayreuths als Wagnerstadt soll mit diesem Museum gefestigt und weiter ausgebaut werden.“
Die Eröffnung des neuen Richard-Wagner-Museums findet am Sonntag, einen Tag nach der Premiere von „Tristan und Isolde“ bei den Bayreuther Festspielen, statt. Während die Festspielleiterinnen Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner zwar ein Grußwort auf der Homepage des Wagner-Museums schreiben, hält die Festrede deren Cousine Nike Wagner, was beim Presserundgang mit Terminproblemen der Festspielleiterinnen erklärt wurde.
Ort der Auseinandersetzung
Eine Anekdote erzählte der Museumsleiter: Als er neulich Christian Thielemann durchs Haus führte, habe der die Sachlichkeit heutiger Ausstellungen bedauert. Friedrichs Antwort: „Hier ist ein Ort der Auseinandersetzung mit Wagner. Fürs Gefühl seid ihr im Festspielhaus zuständig.“
Mehr über das Richard-Wagner-Museum: https://www.wagnermuseum.de