Eine Woche noch bis zur Eröffnung der Festspielzeit. Am gestrigen Freitag wurde mit der „Rheingold“-Generalprobe die „heiße Phase“ eröffnet. Freunde der Festspiele, Mitarbeiter, Familienmitglieder pilgern nun also bereits wieder hinauf, auf den Hügel, denn die Karten für die Generalproben sind beliebt, weil kostenlos und eigentlich auf dem freien Markt nicht erhältlich. Die Vorfreude macht sich bemerkbar. Die bisherige Stille rund ums Festspielhaus wird abgelöst durch die Stimmen der Sänger, die sich bei offenem Fenster einsingen; durch die Technik, die nach der wochenlangen Probenzeit routiniert die Kulissen bringen, vorbereiten, wieder verstauen.
Fünf Euro auch bei Generalproben
Wer am Nachmittag eines solchen Generalproben-Tages im Freiluftbad bzw. in der beliebten Kneipp-Anlage, wenige Meter vom Festspielhaus entfernt, die Hitze über Bayreuth erträglicher gestalten will, merkt spätestens an den Absperrgittern vor den beiden Parkplätzen — es wird Festspielzeit. Heißt: Es wird wieder Parkgebühr kassiert. Und zwar jetzt schon. Die Herren, die für die Stadt die fünf Euro eintreiben müssen, tun das freundlich — aber unerbittlich, selbst wenn man in kurzer Hose und Schlabber-Shirt nicht im Verdacht steht, ins Festspielhaus zu wollen. Vorschrift ist Vorschrift.
Die Neuen
Wie läuft’s hinter den Kulissen? Es ist erstaunlich ruhig. Gespannt schaut man, wie sich Albert Dohmen, der neue Alberich und frühere Wotan, in die trashige Castorf-Inszenierung einfügt. Ebenso neugierig erwartet wird die Premiere des neuen Siegfried, Stefan Vinke. Die Generalproben für „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ sind am Dienstag und Donnerstag. Am Freitag herrscht nochmal Ruhe „vor dem Sturm“ auf dem Grünen Hügel. Am Samstag wird auf dem Dach des Festspielhauses die Fahne mit dem Dürer-W gehisst, dann geht’s los.
Doch zurück zur Generalproben-Zeit. Wer als Mitwirkender der Bayreuther Festspiele öffentlichen Rummel scheut, ist bei „Der fliegende Holländer“ und „Lohengrin“ richtig. Mit Alain Altinoglu feiert ein neuer Dirigent sein Bayreuth-Debüt, nachdem Andris Nelsons anderweitige Terminverpflichtung hat. Er kommt allerdings nächstes Jahr als Parsifal-Dirigent zurück. Generalprobenkarten-Besitzer können Altinoglu am Mittwoch zum ersten Mal erleben. Übrigens auch den neuen Friedrich von Telramund, Jukka Rasilainen. Annette Dasch, die Ur-Elsa, ist nach dem Babyurlaub zurück in Bayreuth und wird zusammen mit Klaus Florian Vogt die letzte Lohengrin-Saison bestreiten. Und Axel Kober übernimmt das Ruder beim „Holländer“ von Vorgänger Christian Thielemann.
Top-Formation bei Tristan
Natürlich. Der Fokus liegt auf der Neuinszenierung, zumal in dieser Top-Formation: Festspielchefin Katharina Wagner inszeniert, Christian Thielemann dirigiert „Tristan und Isolde“. Wie hinter den Kulissen zu erfahren ist, laufen die Proben sehr gut, obwohl erst Ende Juni mit Evelyn Herlitzius eine neue Isolde ins Team kam. Davon demnächst mehr. Aber natürlich sind alle gespannt darauf, wie Katharina Wagner Urgroßvaters Werk in Szene setzt. Zu hören war bereits, dass sie „nahe am Werk“ inszeniert. Das heißt, sehr ernsthaft. Denn der „Tristan“ hat nunmal weder Witz noch Happy End.
Die Vorgänger-Isolde, Anja Kampe, ist heute übrigens auf der Bühne des Festspielhauses zu erleben — es ist Generalprobe für die „Walküre“, wo sie als Sieglinde in den letzten Jahren schon zurecht gefeiert wurde.