Die Chance auf eine Karte bei den Bayreuther Festspielen steigt 2015: Dann kommt die Hälfte des verfügbaren Kontingents in den Online-Verkauf. (Foto: ek)

Noch mehr Tickets im freien Verkauf

Die Chance auf eine Karte bei den Bayreuther Festspielen steigt 2015: Dann kommt die Hälfte des verfügbaren Kontingents in den Online-Verkauf. (Foto: ek)

Wenn die Chancen auf eine Karte steigen, sinken die Preise auf dem Schwarzmarkt. Schlechte Zeiten für Kartenhändler deshalb in Bayreuth – denn es kommen nächstes Jahr noch mehr Festspieltickets in den freien Verkauf. Wie Peter Emmerich, Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, gegenüber festspieleblog.de erklärte, wird 2015 die Hälfte aller verfügbaren Karten im Internet verkauft. Und zwar nicht mehr wie in diesem Jahr, nur von ausgewählten Terminen, sondern von sämtlichen Vorstellungen, angefangen bei der Premiere mit „Tristan und Isolde“ am 25. Juli bis zur letzten Aufführung am 28. August. Ebenso werden sämtliche Preiskategorien zwischen 10 und 320 Euro erhältlich sein, „die Hälfte der Karten wird im Internet verkauft“, so Emmerich. Verkaufsstart ist am 1. Februar 2015.

Alle Termine, alle Preiskategorien

Bereits in diesem Jahr waren Karten von elf Vorstellungen in den so genannten freien Verkauf gegeben worden. 16 000 Stück waren es insgesamt, rechnet Peter Emmerich nach. Die verbleibenden rund 6000 Tickets aus diesem Zyklus waren als Kontingent für die  Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, die Stipendiaten der Richard-Wagner-Stiftung, für Solisten der Festspiele, Journalisten usw. reserviert.

Es gehörte zur althergebrachten Tradition, einmal eine Bestellung zu den Festspielen zu schicken und dieses Ritual alljährlich zu wiederholen. Zehn Jahre konnten da schon ins Land ziehen, ehe man schließlich Karten zugewiesen bekam. Komischerweise, so ist zu hören, wer einmal Karten bekam, bekam sie immer wieder, während für den Rest des wagnerbegeisterten oder zumindest -interessierten Publikums die Chancen sanken, zu den Glücklichen zu gehören. Der Schwarzmarkt jubelte, Traumpreise wurden verlangt – und bezahlt. Nach wie vor gibt es übrigens Anbieter, die weit über 4000 Euro für den kompletten „Ring“ verlangen, zugegebenermaßen inklusive Übernachtung. Doch der Aufpreis beträgt insgesamt gut 100 Prozent!

„Wollen mehr Gerechtigkeit herstellen.“

Indes machte der Bundesrechnungshof vor Jahren Schluss mit den hübschen Traditionen des Stammpublikums. Nachdem der Bund einer der Eigner der Festspiele ist, wurden die Bayreuther Festspiele auf Herz und Nieren geprüft und 2010 ermahnt, mehr „Volk“ auf den Hügel zu holen, das schließlich den enormen Aufwand mit seinen Steuergeldern mit finanziert. Über 60 Prozent der Kosten, sagt Peter Emmerich, erwirtschaften die Festspiele selbst.

Als  die Gewerkschaftsvorstellung – auch so eine Tradition, bei der der DGB alle 1972 Karten für eine Vorstellung bekam – gestrichen wurde, um diese ganz normal verkauft wurden,  gab es den ersten Aufschrei. Die Festspielleitung, mittlerweile erfahren in öffentlichen Anfeindungen, geht seither Jahr für Jahr einen Schritt weiter. 2012 wurde die einstige Gewerkschaftsvorstellung komplett im Internet verkauft – mit riesigem Erfolg. Letztes Jahr kamen elf Vorstellungen für 2014 in den Online-Verkauf. Und schon wird gemäkelt, das Stammpublikum werde vergrätzt. Gastwirtschaften und Geschäfte beklagen Einbußen, weil plötzlich anderes Publikum da ist. Das lässt sich auch gut beobachten. Wesentlich mehr junge Leute waren in den vergangenen Tagen zu sehen. Wenngleich laut Peter Emmerich keine Statistiken über Herkunft oder Alter geführt werden, ließ sich beobachten, dass es viele Erstlinge waren, die mit den Traditionen eines Festspielabends noch nicht vertraut sind. Fest steht, sagt Emmerich, dass das Publikum „internationaler“ geworden ist. Vor allem aus dem europäischen Ausland wurden im Internet fleißig Karten geordert.

Dass dies keine einmalige Aktion war, zeigt sich 2015: „Das ist auch der Wunsch des Hauses“ betont Peter Emmerich, „mehr Gerechtigkeit herzustellen“. Die Kontingente für die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, ebenfalls Teilhaber der Festspiele, werden beibehalten, natürlich gibt es Pressekarten wie überall anders auch, die Stipendiaten der Wagner-Stiftung werden ebenfalls zu verschiedenen Vorstellungen eingeladen, ebenso wie die Sponsoren.

Aber selbst für die Premiere werden Karten im Internet zu haben sein, wenngleich die verfügbare Menge für diesen Abend geringer ist, weil Stadt, Staatsregierung und andere ihre Kontingente fix haben. Doch was übrig bleibt, wird aufgeteilt: „Eine Hälfte für die herkömmlichen Bestellungen, eine Hälfte fürs Internet“, erklärt Peter Emmerich die neue Verkaufsstrategie.

Verkauftstag im Internet: 1. Februar

Auch wenn es wirtschaftlich reizvoll ist, schon im Herbst viele Karten zu verkaufen, also Kapital frühzeitig anzuhäufen, haben sich die Festspiele dazu entschlossen, mit dem Internetverkauf für die Saison 2015 erst später zu beginnen. Traditionalisten können nach wie vor ab Oktober ihre Papier bzw. Internetbestellung abgeben. Ende Januar wissen sie dann Bescheid, ob es klappt mit ihrer Zuteilung oder nicht. Dann erst wird das Internet-Kontingent freigegeben, weshalb vielleicht der Andrang etwas weniger wird, weil ein Teil des Publikums ja bereits bedient ist. Denn freilich: Es gab im Vorjahr viele Wagnerianer, die sowohl postalisch bestellt hatten als auch – sicher ist sicher – zusätzlich im Internet Karten kauften. Dadurch kam es zu Doppelungen und Rückgaben.

Wunsch des Hauses sei es in jedem Fall, so viele Karten wie möglich direkt, also zum normalen Kartenpreis zu verkaufen, und niemanden stört es recht, dass die Kartenhändler das Nachsehen haben. Peter Emmerich betont: „Ich kann nur jedem abraten, bei irgendwelchen Anbietern zu kaufen. Da zahlt man immer drauf.“ Und da meint er nicht nur die horrenden Preisaufschläge.

Doppelte Tickets

Denn wer weiß schon, ob der Barcode auf der Karte nicht ein zweites Mal existiert? Das passierte, wenngleich Peter Emmerich betont, „im verschwindend geringen Bereich.“ Betrüger sind also kaum zu finden unter den Wagnerianern, was aber nicht bedeutet, dass es nicht trotzdem Probleme gibt.  festspieleblog.de hat zwei Damen getroffen, die bei einem Bayreuther Kartenhändler Tickets für „Lohengrin IV“ gekauft hatte. Preis: Das Doppelte vom regulären Ticketentgelt plus 50 Euro. Die Dame nahm vier Karten. Doch die Plätze waren besetzt. Kein Irrtum, große Aufregung. Unsere Dame also raus aus dem Festspielhaus, hinüber ins Kartenbüro, wo sie erfährt, dass ihre Tickets storniert und darum wieder regulär im Internet verkauft worden waren. Die Geschichte ließ sich zum Teil zurückverfolgen: Der ursprüngliche Eigentümer war verstorben, weshalb Angehörige die Karten bei den Festspielen zurückgaben, was in solchen Fällen auch möglich ist. Allerdings muss sie noch jemand an den Kartenhändler vertickt haben. Da hilft es auch nichts, dass einer dieser Händler mit dem festspieleblog.de vor dem Festspielhaus sprach, betont, dass „bei mir alles legal abläuft“, was man nicht in Abrede stellen mag. Doch in dem Fall wurden die Karten eben zurückgegen UND weiterverkauft.

Was hier passiert ist, sei „eine absolute Ausnahme“, bekräftigt Peter Emmerich. Es habe doppelt verkaufte Karten gegeben, „aber insgesamt im vernachlässigbaren Prozentbereich“. Nichtsdestotrotz haben sich die Festspiele auf die Eventualität eingerichtet. Es gibt im Foyer zwei „Infopoints“ an denen die Karten auf ihre Gültigkeit hin überprüft werden können. Und dann sind auch einige „Notfallkarten“ parat, in deren „Genuss“ auch unsere Besucher aus dem Rheinland kamen. Wie die Dame erzählt, war die Zuschauerin auf ihrem ursprünglichen Platz aber  in Tränen aufgelöst vor Aufregung. Ihr Kartenhändler zeigte sich ebenfalls fair und erstattete 100 Euro zurück.

Übrigens: Auch wenn Karten eigentlich nicht zurückgegeben werden können, besteht doch immer wieder die Chance, an der Tageskasse noch erfolgreich zu sein, zum Beispiel weil Dienstkarten nicht genutzt werden und darum verkauft werden.

Insgesamt bleiben die Karten in Bayreuth ein unerschöpfliches Thema.

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Sonja Nitschke
    26. Juli 2016 6:21

    Wir haben 3 Karten für den Ring II, können aber leider aus gesundheitlichen Gründen nicht hingehen. Der Kartenservice von den Bayreuther Festspiele nimmt die Karten trotz Attest nicht zurück. Freundlicher Weise wurden wir einfach aus der Leitung geworfen. Was meines Erachtens eine Unverschämtheit ist und noch Konsequenzen nach sich ziehen wird. Nichts desto trotz haben wir 3 Karten die verkaufen möchten. Kann mir jemand sagen wo ich die verkaufen kann. Vielen Dank!

    Antworten
    • Regina Ehm-Klier
      26. Juli 2016 7:05

      Wir stellen Ihr Angebot gern online und leiten Meldungen gern an Sie weiter. Viel Glück beim Verkauf!

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