Kinder sind das ehrlichste Publikum: Insofern dürfen die Macher von „Wagner für Kinder“ auch in der vierten Saison zufrieden sein: Nach „Holländer“, „Tristan“, dem „Ring“ stand in diesem Jahr zehnmal „Lohengrin“ in einer überarbeiteten Version auf dem Spielplan. Und nicht nur, dass das Haus (Probebühne IV) wieder voll war. Die jungen Zuschauer waren begeistert von diesem „Lohengrin junior“.
Überarbeitet heißt bei „Wagner für Kinder“ nicht, dass dem Publikum Inhalte nicht zugemutet werden könnte. Gut, Elsa stirbt hier nicht, aber ein Happy End mit dem Schwanenritter gibt es auch nicht. Elsa stellt die verhängnisvolle Frage, wer er denn sei, ihr Ritter. Also muss der nicht nur antworten, sondern auch wieder gehen, versüßt einzig dadurch, dass ihm ein beeindruckendes Schwanenmobil zur Verfügung steht.
Auch dieser „Lohengrin“ war ein wundervolles Beispiel dafür, wie eine Oper kindgerecht und doch frei von jeglicher Albernheit präsentieren werden kann. Regisseurin Maria-Magdalena Kwaschik inzsenierte beeindruckend schlicht das Stück, das Daniel Weber wie schon im Vorjahr den „Tristan“ musikalisch bearbeitet hat. Die Bühne stammt von Alexander Schulz.
Es ist eine zauberhafte Arbeit, die zeigt, wie mit relativ einfachen Mitteln beeindruckende Effekte erzielt werden können. Manchmal zu beeindruckend: Wenn Ortrud (Alexandra Petersamer) ihre wütende Arie singt und dabei in mystisches Licht getaucht wird, ist das so echt, dass die Jüngeren in der ersten Reihe – hier sitzen sie einfach auf dem Boden – lieber Sicherheitsabstand suchen.
Wie ernst die jungen Zuschauer genommen werden, beweist die Tatsache, dass nicht irgendwelche Sänger günstig engagiert werden oder die Orchestermusik aus der Konserve kommt. Nein, die Titelpartie hat Norbert Ernst, der „Loge“ aus dem Ring, begleitet von weiteren Größen der Opernszene wie Jukka Rasilainen (Friedrich von Telramund), Raimund Nolte (Heinrich der Vogler) und Christiane Kohl (Elsa). Dazu spielt das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) unter der Leitung von Boris Schäfer. Wegen dieser echten Besetzung kann es höchstens vorkommen, dass die Probebühne zu klein für so viel Klang und Stimme ist, es also laut werden kann.
Die liebevoll vorbereitete Veranstaltung wird abgerundet durch ein wundervolles Programmheft mit Bastelanleitung, Comics und Erklärung von „Lohengrin“ sowie Überraschungsei als Abschiedsgeschenk am Ausgang.
Kein Wunder, dass die Karten für die zehn Vorstellungen ruckzuck weg sind, sobald sie im Mai im Internet angeboten werden. Ein weiterer sympathischer Zug ist, dass das junge Publikum freien Eintritt hat. Aber auch Erwachsene reißen sich um ein Begleit-Ticket (20 Euro), denn längst hat sich herumgesprochen, dass sich „Wagner für Kinder“ auch bestens als „Wagner für Einsteiger“ eignet.
Einen Rückblick auf „Wagner für Kinder“ gibt es als Podcast: http://www.bf-medien.de/2014/08/kleine-gaeste-bei-der-grossen-premiere/
Regisseurin Maria-Magdalena Kwaschik erzählt hier von ihrer Arbeit: http://www.bf-medien.de/2014/08/das-spiel-mit-licht-und-schatten/