Attraktion Baustelle: Täglich kommen Interessenten, um zu sehen, was sich rund um die Villa Wahnfried tut. Die Führung übernimmt manchmal auch Museums-Direktor Dr. Sven Friedrich. (Foto: ek)

Gerade, als man sich auf Richard Wagners originalen Spuren wähnt, wird man jäh aus solchen Gedanken gerissen: Alles nachgebaut, diese prachtvolle Kassetten-Decke hat der „Meister“ so niemals gesehen. Der Festsaal in der Villa Wahnfried zwar strahlt Neuschwanstein-Prunk aus, jedoch das alles ist neu. Am 5. April 1945 wurde das Wohnhaus Richard Wagners durch eine Bombe mehr oder weniger zerstört. Alles, was später in diesem Museum, zu dem das Haus mittlerweile erklärt wurde, zu sehen war, war rekonstruiert. „Das Haus hat so getan, als hätte es die Zerstörung nicht gegeben“, erzählt Dr. Sven Friedrich, Direktor dieses Hauses, heute den 30 Baustellen-Besuchern in Villa Wahnfried. Das wird sich ändern.

Viel ist hier noch nicht zu sehen, einiges ist zu erahnen. Und es war eine der Attraktionen dieses Festspielsommers: die Baustelle von Villa Wahnfried, die zusammen mit dem Siegfried-Haus und einem Neubau das Richard Wagner Museum bildet. Täglich gab es (bzw. gibt es noch am 28. und 29. August) eine Baustellenführung. Maximal 30 Besucher dürfen mitgehen und oft war der Andrang weit größer.

20 Millionen Euro werden hier verbaut. Zu sehen ist jetzt schon eine Rekonstruktion jener Festsaal-Decke, auch Cosimas lila Salon wird originalgetreu wieder hergestellt; ein Muster der Seidentapete hängt schon. Das einstige Wohnhaus Wagners wird derzeit in die Zeit versetzt, in der der „Meister“ hier tatsächlich lebte, also um 1880, wie der Museumsdirektor erzählt, und mit dem noch vorhandenen Original-Mobiliar bestückt.

Dass das Wagner-Haus auch  „geistigen Sprengstoff“ birgt, wird nebenan aufgearbeitet. Der Verbindungstrakt zum Siegfried-Haus – auch dieser wurde erst später gebaut – ist verschwunden, um die Solitär-Stellung von Villa Wahnfried wieder herzustellen. Im Siegfried-Haus wird man sich mit der unsäglichen Geschichte der Wagners im dritten Reich auseinandersetzen und die Vergangenheit aufarbeiten, wie der Museumsdirektor erklärt.

Auf der anderen Seite der Villa Wahnfried entsteht ein Neubau, die „Schatzkammer“, sagt Friedrich, in der unter anderem Originalpartituren einen würdigen Platz bekommen. Ausstellungen werden hier stattfinden, auch ein Café wird hier Platz haben. Das Depot des Museum ist bereits fertig. Dafür wurde der Vorplatz der Villa unterkellert, weshalb im Vorjahr eine riesiges Bauloch das Areal zierte.

Künftig soll man Wagners Musik aber nicht nur sehen, sondern auch durch virtuelle Angebote erleben können. Wenn alles gut geht, also genügend Geld da ist, können sich die Besucher als Dirigent versuchen und auf Fingertipp die verschiedenen Instrumentationen der Partitur vorspielen lassen.

Eigentlich sollte man ja im Jahr 2014 alles schon im fertigen Zustand sehen können – das war einmal der Plan, der eigentlich nur gut zur Gemütsberuhigung war. Denn zum Jubiläumsjahr 2013 war nichts fertig in der Villa Wahnfried, die nach der Festspielsaison 2010 geschlossen wurde. In jenem Jahr fand der Architektenwettbewerb statt, ein Jahr wurde der Bau vergeben, noch ein Jahr später stand die Finanzierung, „da kann man nicht erwarten, dass 2013 alles fertig ist“, sagt Museumsdirektor Friedrich heute lakonisch. Jetzt heißt es, 2015 wird Eröffnung gefeiert, was vor Ort auch skeptisch gesehen wird. Denn jeder, der mit einem Bau zu tun hat, kennt die Probleme: langer Winter, Probleme mit Material, mit Firmen. Eventualitäten gibt es viele, weshalb man den Termin 2015 auch „sportlich“ bewertet.

Am 28. und 29. August werden noch Baustellenführungen angeboten. Allerdings war der Andrang bislang immer so groß, dass zum Teil sogar Interessenten abgewiesen werden mussten. Eine Anmeldung ist deshalb dringend erforderlich: 0921/757 28-16, oder per Mail: info@wagnermuseum.de. Info übers Museum und die Baustelle: www.wagnermuseum.de

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