Sie hatten reichlich warten müssen, die geladenen Gäste des Staatsempfangs im Neuen Schloss von Bayreuth. Wegen der unterbrochenen Premierenvorstellung im Festspielhaus kam am Freitagabend auch die Prominenz, angeführt von Ministerpräsident Horst Seehofer und Gastgeberin, Oberbürgermeisterin Brigitte Erbe-Merk, mit einer Stunde Verspätung erst gegen 23 Uhr an. Die Festspielleitung war durch Geschäftsführer Heinz-Dieter Sense vertreten. Seehofer entschuldigte die Schwestern Eva und Katharina Wagner, die sich im Festspielhaus noch um die Technik-Probleme kümmern wollten.
Das Defilee der Promis war dennoch beachtlich, viel Aufmerksamkeit bekamen die beiden Polit-Urgesteine Hans-Dietrich Genscher und Günther Beckstein. Als Ministerpräsident Seehofer seine Rede längst beendet hatte, zog die „Tannhäuser“-Crew aus dem Festspielhaus ein: Regisseur Sebastian Baumgarten, die Sänger Torsten Kerl, Camilla Nylund, Michelle Breedt und Katja Stuber und ihre Kollegen aus dem Sängerwettstreit sowie Dirigent Axel Kober. Großen Applaus gab es für die Darsteller und die Bläser aus dem Festspielorchester, die noch einmal Bekanntes aus Tannhäuser gaben. Mit Buhs aus der Menge musste lediglich Regisseur Baumgarten leben, wobei er aber ausdrücklich auch sehr viel Applaus bekam.
Bei den geladenen Gästen, die nicht im Festspielhaus gewesen waren, handelte es sich um verdiente Persönlichkeiten aus dem ehrenamtlichen Bereich, die mitfeiern konnten bei Mini-Schäufele, Saibling, Bratwürsten und allerlei weiteren Leckereien. Das Schloss war zu diesem Anlass eigens in den Hofgarten durch zwei Zelte zum Festsaal mit Nebenräumen vergrößert worden.
Ministerpräsident Seehofer zeigte sich trotz der Verspätung gut gelaunt bei seiner offiziellen Begrüßungsrede, in der er verriet, dass er während der Wartezeit am Festspielhaus mit Kanzlerin Angela Merkel gesimst und sie über die Unterbrechung der Vorstellung in Bayreuth informiert hatte. Sein letzter Satz beim digitalen Kurzplausch mit Wagnerianerin Merkel: „Wir brauchen mehr Kulturmittel aus Berlin“. Beifall gab’s für diese Forderung, schließlich, auch das betonte Seehofer, seien die Bayreuther Festspiele „Leuchtturm bayerischer Kultur“. Die kostet Geld. Für nach der Sommerpause habe sich, plauschte Seehofer weiter, die Oberbürgermeisterin zu einem Termin angemeldet, ebenso die Festspielleitung. Der Ministerpräsident grinste: „Das wird ein teurer Herbst.“ —ek