Tannhäuser-Regisseur Sebastian Baumgarten (F: ek)

Premiere unterbrochen – was der Regisseur dazu sagt

Tannhäuser mit Publikum: Sebastian Baumgarten holt Zuschauer in der Bayreuther Inszenierung auf die Bühne. Foto: Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele

Erstmals in der neueren Geschichte der Bayreuther Festspiele wurde die Premiere nach einer technischen Panne unterbrochen. Die rund 2000 Zuschauer wurden nach draußen gebeten, so gab es eine unfreiwillige aber entspannte dritte Pause von rund einer Stunde.

Von vorn: Der Venusberg, mit dem der Tannhäuser beginnt, soll auf die Bühne gehoben werden. Doch das funktioniert nur bis zur Hälfte, dann stockt die aufwendige Maschinerie. Nichts geht mehr, erfährt festspieleblog.de von Premierengästen, die auf der Bühne – das ist Teil von Sebastian Baumgartens Inszenierung – Platz genommen hatten. Mittlerweile ist bestätigt, dass die Unterbodenmaschinerie aus noch unerfindlichen Gründen versagte, der Käftig aber dennoch in die Höhe gezogen wurde. Dann krachte es. Holz des Käftigdeckels splitterte, Zugseile rissen. Von den Besuchern, die auf der Bühne saßen, es handelt sich hier zum Großteil um Mitglieder des Festspiel-Fördervereins TAFF, fühlte sich niemand in irgendeiner Form gefährdet.

Dennoch: Festspielleiterin Katharina Wagner (im todschicken schwarzen Abendkleid, erzählen Besucher) war das alles zu gefährlich. Sie entschied sich für einen schweren Schritt – brach die Premiere ab. Marius Bolten, Leiter des künstlerischen Betriebsbüros, trat auf die Bühne und bat die Zuschauer, knapp 2000 waren es wie immer im ausverkauften Haus, ins Freie. Schließlich wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand, was passiert ist und wie die Vorstellung fortgesetzt werden kann.

Tannhäuser-Regisseur Sebastian Baumgarten (F: ek)

Konsterniert über den Unfall zeigte sich Regisseur Sebastian Baumgarten: „Es ist etwas passiert, was nicht passieren sollte“, sagte Baumgarten in der ersten regulären Pause des „Tannhäuser“. Im Ballettsaal stand er Mitgliedern von TAFF eine halbe Stunde lang Rede und Antwort. Auch festspieleblog.de war dabei, als Baumgarten erklärte, was überhaupt passiert war: Die Unterbodenmaschine, die den Venusberg auf die Bühne hieven sollte, hatte blockiert, „gleichzeitig hat die Maschine oben, die die Haken hochzieht, weiter gezogen, und dadurch sind Ketten nicht gerissen, was sie tun hätten sollen“, so Baumgarten. Dies sei „im Bereich des kalkulierbaren Risikos, das nicht sein sollte“, fand er und zeigte sich erleichtert, dass dem Publikum auf der Bühne, sie gehörten auch jetzt zu den Zuhörern, nichts passiert ist, „für die Statisten war’s definitiv knapp“, so Baumgarten einigermaßen entsetzt über die Zwangspause seines „Tannhäuser“ nach 20 Minuten Spielzeit.

Die Zuschauer hatten Verständnis dafür und genossen eben länger den wunderschönen Sommertag in Bayreuth. Fernsehsender und Rundfunkstationen mussten die Übertragungen verschieben.

Das hat es in der jüngeren Geschichte der Bayreuther Festspiele noch nicht gegeben, dass eine Premiere abgebrochen werden musste. Es ist das Gesprächsthema nicht nur auf dem Grünen Hügel, sondern in ganz Bayreuth. Eine alteingesessene Bayreutherin erinnert sich nur an den 15. August 1959. Damals tobte ein Unwetter über der Stadt, Regen drang auch ins Festspielhaus ein. Der Beginn der Vorstellung im Festspielhaus habe um eine Stunde verschoben werden müssen.

Gegen 17.15 Uhr erklärte Marius Bolten dem nun wieder vollzählig versammelten Publikum was passiert ist und wie es weitergeht. Der Venuskäfig bleibt in der Versenkung. Das wilde „Venusberg“-Treiben findet auf ebener Bühne statt. Eine Ouvertüre gab es nicht mehr. Ansonsten ging die Vorstellung von vorn los.

Noch eine Premiere bei der Premiere: Als das Publikum gegen 17.15 Uhr wieder ins Festspielhaus kam, war der Vorhang zu – das ist bei Baumgartens Tannhäuser sonst nicht vorgesehen.

Gerätselt wird nun in Bayreuth, warum die Technik so eklatant versagt hat.

– ek

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